Mihambo - letzter Sprung ins Gold-Glück
3. August 2021"Vielen Dank an alle, die mit mir mitgefiebert haben!", sprudelte es aus der frischgebackenen Olympiasiegerin Malaika Mihambo heraus. "Vielen Dank auch an die, die seit Jahren mit mir arbeiten und immer an mich geglaubt haben." Das war wohl in dieser Saison wichtiger als je zuvor. Denn Mihambos Triumph in Tokio ist zwar keine Überraschung, nach einem schwierigen Jahr aber alles andere als ein logischer Erfolg. "Definitiv!", betonte Mihambo, "das war mein härtester Wettkampf und die wichtigsten sieben Meter, die ich je gesprungen bin."
Weit gesprungen war die 27-Jährige schon seit Monaten. Nur eben nicht so, dass es auch wirklich zählt. Die Kunst im Weitsprung ist es, den Anlauf so zu treffen, dass der Absprung mit maximaler Geschwindigkeit möglichst genau auf dem Balken stattfindet. Trippelschritte kosten Speed und damit Weite. Wer vor dem Balken abspringt, verschenkt wertvolle Zentimeter. Dieses Problem plagte Mihambo seit geraumer Zeit. Um die Verletzungsgefahr zu minimieren hatte sie ihren Anlauf verändert. Statt wie lange üblich mit 20 Schritten Anlauf holte sie im vergangenen Jahr mit nur 16 Schritten den Titel bei der Deutschen Meisterschaft. Am Anfang dieser Saison wollte sie nun doch wieder mit dem langen Anlauf arbeiten - doch die Umstellung gelang lange nicht richtig.
Trainerwechsel scheitert an Corona
Im Hintergrund gab es weitere Rückschläge. Eigentlich wollte die Weltmeisterin von 2019 in die USA wechseln. Carl Lewis sollte dort ihr Trainer werden. Neue Inspiration erhoffte sie sich vom Sprint- und Weitsprungidol einer ganzen Generation. "Nur wer diesen Weg beschritten hat, kann ihn auch lehren", sagte Mihambo über den neunmaligen Olympiasieger. Sie wolle Neues wagen, als Athletin und als Mensch. Daraus wurde nichts. Die Corona-Pandemie machte den Wechsel nach Texas unmöglich.
Die abenteuerlustige Mihambo, die gerne reist und für die neue Impulse so wichtig sind, musste sich also im gewohnten Umfeld vorbereiten. Sie arbeitete mit Ulrich Knapp zusammen, dem Weitsprung-Bundestrainer. Weniger Neuland geht kaum. Doch sie hat sich durchgebissen und gleichzeitig das Athletinnen-Mantra "Rechtzeitig fit für Olympia" auf die Spitze getrieben: erst mit ihrem letzten Versuch überstand sie überhaupt die Qualifikation. Die 6,98 Meter waren ihre Saisonbestleistung. "Ich habe an mich geglaubt, von daher musste ich mich nicht befreien. Es war schön zu sehen, dass man dann das richtige Gefühl hat", sagte sie am Sonntag.
Dramatischer Goldcoup
Das Finale entwickelte sich erneut dramatisch: bis kurz vor dem Ende lag Mihambo mit 6,95 Metern auf Rang drei. Bei ihrem letzten Satz passte dann endlich alles. Die Weite von 7,00 Metern konnten ihre Konkurrentinnen Brittney Reese aus den USA und Ese Brume aus Nigeria nicht mehr übertreffen. Mihambo schlug die Hände vors Gesicht und jubelte.
"Ich bin dankbar, dass ich als beste Version meiner selbst hier stehe. Es ist ein bescheidenes Glücksgefühl, das ich sehr genieße und wertschätze." Im Herbst will sie dann wirklich zum Training in die USA wechseln. Als Olympiasigerin unter die Fittiche eines anderen Olympiasiegers.