Maas warnt vor Pauschalurteil zu Migranten
10. Januar 2016"Aus der Herkunft eines Menschen abzuleiten, dass er eher straffällig wird oder nicht, halte ich für abenteuerlich", sagte Justizminister Heiko Maas der Zeitung "Bild am Sonntag". Es gebe statistische Erhebungen über die Straffälligkeit von Flüchtlingen. Sie zeigten, dass die Kriminalitätsrate genauso hoch sei wie bei den Deutschen.
Kein Zusammenhang mit Flüchtlingszustrom
Auch sei es "schlicht falsch", zwischen den Exzessen rund um den Hauptbahnhof in Köln und dem Flüchtlingszuzug einen Zusammenhang zu sehen: "Natürlich sind unter den mehr als eine Million Menschen (die im vergangenen Jahr nach Deutschland kamen) auch solche, die Straftaten begehen." Aber es gebe keinen Hinweis, dass die Anzahl der Straftaten durch den Zuzug überproportional gestiegen sei.
Stumpfe Vorurteile hätten sich gerade nicht bestätigt, betonte der SPD-Politiker. Er fügte hinzu, die Kölner Exzesse als Beleg zu sehen, dass die Integration gescheitert sei, sei "weder angemessen noch zutreffend".
Silvester-Angriffe waren organisiert
Gleichwohl geht der Justizminister davon aus, dass die Silvester-Übergriffe auf Frauen organisiert waren. "Niemand kann mir erzählen, dass das nicht abgestimmt oder vorbereitet wurde", machte er deutlich. "Wir müssen dringend aufklären, wie es zu diesen abscheulichen Taten kommen konnte."
Auch einen Zusammenhang zwischen den Angriffen auf Frauen in mehreren deutschen Städten schließt Maas nicht aus: "Der Verdacht liegt nahe, dass hier ein bestimmtes Datum und zu erwartende Menschenmengen herausgesucht wurden." Das hätte dann noch einmal eine andere Dimension, erklärte er weiter.
Der SPD-Minister kündigte zudem an, eine verschärfte Abschieberegelung für kriminelle Asylbewerber zu prüfen. Die Polizei sollte nach seinen Worten personell verstärkt werden. Auch eine verbesserte Videoüberwachung an Brennpunkten hält Maas für sinnvoll, wie er der "Bild am Sonntag" erläuterte.
se/ago (rtr, kna, afp)