Hoffenheim bezwingt müde Bayern
28. September 2020Zwei Spitzenmannschaften, zwei Ausrutscher: Sowohl der FC Bayern München als auch Borussia Dortmund mussten am 2. Spieltag der Fußball-Bundesliga Niederlagen hinnehmen, die so wohl nicht vorauszusehen waren. Richtig hart erwischte es den deutschen Rekordmeister, der drei Tage nach dem Gewinn des UEFA Supercups mit spürbar müden Beinen bei der TSG Hoffenheim antreten musste. Und ausgerechnet gegen geschwächte Bayern gelang den Hoffenheimern eine blitzsaubere Leistung. "Der Sieg bedeutet, dass wir auf dem richtigen Weg sind", lobte TSG-Trainer Sebastian Hoeneß, dessen Klub nun Tabellenführer ist. "Wichtig ist, dass wir cool bleiben. Wir sind in einem Prozess." Sein Gegenüber wollte die 1:4-Pleite nicht zu hoch bewerten: "Es gab vielerlei Gründe für die Niederlage. Aber von der Einsatzbereitschaft und dem Willen her, kann ich der Mannschaft überhaupt keinen Vorwurf machen", sagte Bayern-Coach Hansi Flick. "Die Mentalität nach den 120 Minuten von Donnerstag war top. Wir haken das Spiel jetzt ab."
Augsburg kocht Borussia Dortmund ab
Der BVB hatte bereits einen Tag zuvor beim FC Augsburg verloren. Zwar zeigten die Dortmunder im Grunde keine schlechte Leistung, machten aber mehr Fehler und waren in den entscheidenden Szenen nicht so wach wie der Gegner. "Ich habe schon das Gefühl, dass wir ein ordentliches Spiel gemacht haben", sagte BVB-Routinier Mats Hummels, "aber wir haben unsere Gelegenheiten nicht genutzt." BVB-Trainer Lucien Favre bemängelte die fehlende Geduld seiner jungen Mannschaft: "Es ist schwer, diese Niederlage zu akzeptieren. Wir haben das Spiel fast komplett dominiert", sagte er. "Aber wenn du unbedingt gewinnen willst, musst du Geduld haben."
Endgültig vorbei war die Geduld beim FC Schalke 04. Am Morgen nach der Niederlage gegen Werder Bremen wurde Trainer David Wagner entlassen. "Wir alle hatten gehofft, dass wir die sportliche Wende zusammen mit David Wagner schaffen können", erklärte Schalkes Sportvorstand Jochen Schneider, dessen Klub nicht nur wegen der sportlichen Talfahrt vor einer schwierigen Zukunft steht . "Leider haben die ersten beiden Spieltage der neuen Saison nicht die dafür notwendigen Leistungen und Resultate erbracht."
Unentschieden für Gladbach und Leverkusen
Genau wie der FC Schalke warten auch Borussia Mönchengladbach und Bayer 04 Leverkusen weiter auf den ersten Saisonsieg. Beide Teams spielten an diesem Wochenende 1:1. Während die Borussia gegen Union Berlin nach Führung noch den Ausgleich kassierte, geriet die Werkself gegen RB Leipzig zunächst in Rückstand, konnte sich aber ins Spiel zurückkämpfen.
"Ich glaube, es war wirklich ein hochinteressantes Spiel, weil da zwei Mannschaften waren, die nach vorne spielen wollten und ein richtiges Top-Spiel gemacht haben", sagte Bayer-Trainer Peter Bosz. "Ich glaube, es hat Spaß gemacht, uns heute anzuschauen." Bei RB stand erstmals Sturm-Neuzugang Alexander Sörloth auf dem Platz, hatte allerdings noch Anpassungsschwierigkeiten. "Du brauchst als Neuzugang immer etwas Zeit", sagte RB-Coach Julian Nagelsmann über seinen neuen Torjäger. "Er wird noch einige Schritte gehen."
Das dritte 1:1 des Spieltags gab es zum Abschluss am Sonntagabend zwischen dem SC Freiburg und dem VfL Wolfsburg. Allerdings mussten sich vor allem die Freiburger ärgern. Sie hatten die deutlich besseren Möglichkeiten, konnten sie aber nicht in weitere Tore ummünzen. Im ersten Spiel der Runde hatte Hertha BSC gegen Eintracht Frankfurt kaum Chancen und verlor. "Die Eintracht hat zu einfach die Zweikämpfe gewonnen und zu einfach die Tore geschossen", bemängelte Berlins Trainer Bruno Labbadia anschließend. " Man hat heute die Körperlichkeit der Eintracht gesehen, die sie auch durch die Erfahrungen in Europa gesammelt hat. Das hat den Ausschlag gegeben."
Sieg für Bielefeld, Chaos in Mainz
Einen Erfolg hat derweil Arminia Bielefeld verbuchen dürfen. Der Aufsteiger setzte sich gegen den 1. FC Köln durch und feierte den ersten Bundesliga-Sieg seit elf Jahren. Der andere Bundesliga-Neuling, der VfB Stuttgart, kam in Mainz zu einem klaren Auswärtserfolg, der zeigte, dass b ei den Rheinhessen derzeit viele Dinge nicht stimmen. Drei Tage nach einem Spielerstreik, bei dem die gesamte Mannschaft wegen der Degradierung des Stürmers Adam Szalai das Training verweigerte, kam die Leistung auf dem Platz auch einer Verweigerung gleich.
Durch die zweite Niederlage im zweiten Spiel geriet Trainer Achim Beierlorzer weiter in Bedrängnis. Zwei Tage nach dem denkwürdigen Auftritt seiner Mannschaft, wurde der 52-Jährige entlassen. Die Entscheidung sei "das Ergebnis einer Analyse der sportlichen Situation" gewesen, teilte der Verein am Montag mit.
Der 2. Spieltag der Bundesliga im Stenogramm:
TSG Hoffenheim - Bayern München 4:1 (2:1)
Tore: 1:0 Bicakcic (16.), 2:0 Dabbur (24.), 2:1 Kimmich (36.), 3:1 Kramaric (77.), 4:1 Kramaric (90.+2, Foulelfmeter)
Zuschauer: 6030
FC Augsburg - Borussia Dortmund 2:0 (1:0)
Tore: 1:0 Uduokhai (40.), 2:0 Caligiuri (54.)
Zuschauer: 6000
Schalke 04 - Werder Bremen 1:3 (0:2)
Tore: 0:1 Füllkrug (22.), 0:2 Füllkrug (37.), 0:3 Füllkrug (59., Foulelfmeter), 1:3 Uth (90.+2)
Gelb-Rote Karte: Kabak (Schalke) wegen wiederholten Foulspiels (84.)
Zuschauer: keine
Borussia Mönchengladbach - 1. FC Union Berlin 1:1 (0:0)
Tore: 1:0 Thuram (56.), 1:1 Schlotterbeck (80.)
Zuschauer: 10.383
Bayer 04 Leverkusen - RB Leipzig 1:1 (1:1)
Tore: 0:1 Forsberg (14.), 1:1 Demirbay (20.)
Zuschauer: 6042
SC Freiburg - VfL Wolfsburg 1:1 (1:1)
Tore: 1:0 Petersen (11.), 1:1 Brekalo (42.)
Zuschauer: 3200
FSV Mainz 05 - VfB Stuttgart 1:4 (1:1)
Tore: 1:0 Quaison (13.), 1:1 Wamangituka (45.), 1:2 Didavi (61.), 1:3 Klimowicz (80.), 1:4 Kalajdzic (86.)
Gelb-Rote Karte: Niakhate (Mainz) wegen wiederholten Foulspiels (77.)
Zuschauer: 3403
Arminia Bielefeld - 1. FC Köln 1:0 (0:0)
Tor: 1:0 Edmundsson (78.)
Zuschauer: 5460
Hertha BSC - Eintracht Frankfurt 1:3 (0:2)
Tore: 0:1 Silva (30., Foulelfmeter), 0:2 Dost (36.), 0:3 Rode (71.), 1:3 Hinteregger (77., Eigentor)
Zuschauer: 4000