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Lungenkrankheit hat eigenen Namen: COVID-19

11. Februar 2020

Die Weltgesundheitsorganisation berät in Genf über Impfungen und Therapien gegen die neue Lungenerkrankung, die jetzt COVID-19 heißt. Auf Kritik stößt bei den Experten der WHO die Zählweise der Infizierten in China.

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Schweiz Genf | Pressekonferenz  WHO - Tedros Adhanom Ghebreyesus Ruft Gesundheitsnotstand wegen Coronavirus  aus
WHO-Generaldirektor Tedros Adhanom GhebreyesusBild: picture-alliance/KEYSTONE/J.-C. Bott

Der Name COVID-19, der bislang als neuartige Lungenkrankheit bezeichneten Coranainfektion, leitet sich ab von Corona, Virus und Disease (dem englischen Wort für Krankheit), ergänzt um das Jahr der Entdeckung 2019. Auch der Auslöser der Krankheit, das Virus, erhielt einen eigenen Namen: Sars-CoV-2. Das gab der Chef der Weltgesundheitsorganisation (WHO), Tedros Adhanom Ghebreyesus, direkt zu Beginn eines Expertengipfels zum Coronavirus bekannt, der bis Mittwoch in Genf stattfindet.

Die WHO erhofft sich so einen schnellen und fundierten Austausch der bisherigen Erkenntnisse. Bei der Konferenz solle die Wissenschaft im Fokus stehen, betonte WHO-Generaldirektor Tedros. Eine Politisierung der Veranstaltung lehnte er ab. "Lassen Sie uns auf diesen allgemeinen Feind der Menschheit konzentrieren. Jetzt geht es darum, den Ausbruch zu stoppen und Leben zu retten. Mit Ihrer Unterstützung können wir das hinbekommen", sagte Tedros.

Schweiz Genf | Pressekonferenz WHO - Tedros Adhanom Ghebreyesus | Coronavirus
Expertentreffen in GenfBild: picture-alliance/dpa/Xinhua News Agency/C. Junxia

Weltweit führende Fachleute wollen sich in den zwei Tagen unter anderem mit Verbreitungswegen und Therapien befassen und möglichst die Grundlage zur Entwicklung eines Impfstoffs legen. Bislang gibt es weder zugelassene Medikamente noch Impfstoffe gegen den Erreger.

Zählweise der Infektionen strittig

In China sind inzwischen mindestens 1016 Menschen an einer Infektion mit COVID-19 gestorben. Innerhalb eines Tages kamen erstmals mehr als 100 Todesfälle hinzu - nämlich 108, wie offizielle Stellen in der Volksrepublik mitteilten. 

Bisher haben sich nach Angaben der Pekinger Gesundheitsbehörden mehr als 44.600 Menschen auf dem Festland mit dem Virus angesteckt. Zugleich sinkt die Zahl der Neuinfektionen seit zwei Tagen - ein Umstand, der nach Einschätzung des Kommissionsexperten Zhong Nanshan darauf hoffen lässt, dass der Ausbruch bis spätestens Ende Februar seinen Höhepunkt überschritten haben werde. Australiens Regierungsberater in Gesundheitsfragen, Brendan Murphy, warnte dagegen vor vorschnellem Optimismus. Vor derartigen Vorhersagen müssten die Daten in den nächsten Wochen "genau studiert" werden, sagte er dem Sender ABC. 

China Corona-Krankenhaus in Wuhan
Coronapatienten in einem Krankenhaus in WuhanBild: Imago-Images/Xinhua/Xiong Qi

Allerdings zählt die zuständige chinesische Gesundheitskommission Menschen, bei denen das Virus mit einem Test nachgewiesen wurde, die aber keine Symptome der Lungenkrankheit zeigen, schon seit einigen Tagen nicht mehr mit - ein Vorgehen, dass klar der Definition der WHO widerspricht. Die WHO betrachtet jemanden als nachweislich infiziert, wenn eine Infektion durch ein Labor bestätigt wurde, "ungeachtet klinischer Zeichen oder Symptome", wie es heißt.

Die WHO in Genf teilte mit, nicht über eine derartige Änderung der Statistik informiert worden zu sein. Vielmehr sei die Definition, welche Fälle gezählt werden, nach ihren Informationen erweitert worden, sagte WHO-Expertin Sylvie Briand in Genf. Generell dürfte die Dunkelziffer nicht erfasster Fälle in China immens sein. "Wir sehen nicht den echten täglichen Anstieg, sondern die tägliche Obergrenze in der Fähigkeit, neue Fälle zu identifizieren", erklärte der Coronavirus-Experte der Berliner Charité, Christian Drosten.

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn sagte am Mittwoch, es gebe in China womöglich abseits der offiziellen Statistik Tausende weitere Infizierte, die aber nicht erfasst würden, da sich nur auf Fälle mit symptomatischem Verlauf konzentriert werde. Der CDU-Politiker hält Medikamenten-Engpässe wegen der Virus-Krise für möglich. Da die Fertigung in China teilweise eingestellt worden sei, könne dies auch für die Arzneimittelversorgung in Deutschland Folgen haben.

China | Ärzte besprühen indonesische Staatsangehörige mit Antiseptika
Rückkehrer aus China werden in Indonesien mit Antiseptika besprühtBild: Reuters/A. Foto

Zwei neue Fälle in Deutschland

In Bayern sind zwei weitere Infektionen mit COVID-19 nachgewiesen worden. Die beiden neuen Fälle stünden im Zusammenhang mit der Firma aus dem Landkreis Starnberg, bei deren Mitarbeitern und Angehörigen auch die meisten bislang bekannten deutschen Fälle aufgetreten seien, teilte das Gesundheitsministerium in München mit. Die Zahl der in Deutschland bestätigten Infektionsfälle stieg damit auf 16. Insgesamt liegt die Zahl der Coronafälle außerhalb Chinas bei um die 400. Betroffen sind rund 25 Länder.

qu/uh (dpa, afp, rtr)