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Lukas Podolski: Ein Fußballspieler mit zwei Herzen

Alexandra Jarecka
23. März 2017

Lukas Podolskis Abschied von der deutschen Nationalmannschaft hat man auch in Polen aufmerksam verfolgt. Podolski, anders als der ebenfalls in Polen geborene Miroslav Klose, erfreut sich dort großer Sympathie.

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Deutschland Freundschaftsspiel Deutschland vs. England in Dortmund
Bild: Reuters/W. Rattay

"Podolski hat Abschied mit Stil genommen", "Phantastisches Tor zum Abschied mit dem Nationalteam", so haben die polnischen Medien Lukas Podolskis Abschiedstreffer im Duell mit England kommentiert. Lukas Podolskis Fußballkarriere hat man in Polen immer mit großer Aufmerksamkeit und Sympathie verfolgt. Und es scheint viele Gründe dafür zu geben.

Immer gebolzt

Im polnischen Gliwice (Gleiwitz) 1985 geboren, ist Lukas (Poldi) mit seinen Eltern als zweijähriges Kind nach Bergheim bei Köln gezogen. Als Junge hat er in jeder freien Minute auf der Straße gebolzt. "Mich hat die Straße erzogen!", gibt Podolski immer wieder gerne zu.

Schon als Jugendlicher galt er als großes Talent. Dann fing auch der Polnische Fußballbund PZPN an sich für ihn zu interessieren. Als er 17 war, versuchte Jerzy Engel, damals Trainer der polnischen Nationalmannschaft, ihn zu kontaktieren. Darüber hatte 2004 die Boulevard-Zeitung "Bild" unter dem Titel: "Polen wollen uns Podolski klauen" berichtet und ein Foto mit Lukas Podolski in einem Trikot der polnischen Nationalmannschaft veröffentlicht. "Aber schon damals hatte ich mich für die deutsche Nationalmannschaft entschieden und nicht für die polnische", erinnert sich Podolski.

Zwei Herzen, eines davon schlägt für Polen

Podolskis Debüt im deutschen Nationalteam war dann das Spiel gegen Ungarn kurz vor der EURO 2004 in Portugal. Besonders ein Spiel bleibt bei den polnischen Fußballfans in Erinnerung. Es geht um die Partie gegen Polen in Klagenfurt während der EURO 2008. Poldi schoss damals für die deutsche Nationalelf zwei Tore, jubelte aber nicht, sondern verbarg sein Gesicht in den Händen. Später gestand er, dass "ein großer Teil meiner Familie, die im Klagenfurter Stadion alles live mitverfolgte, mir diese Tore sehr übel genommen hat", ihm dann am Ende aber doch alle zu seinem Erfolg gratuliert hätten.

Immer, wenn man ihm die übliche Frage stellt, ob er Pole oder Deutscher sei, entgegnet er unermüdlich, dass er zwei Herzen habe: ein deutsches und ein polnisches. Und dieser Satz kommt bei seinen polnischen Fans gut an.

Ein offener  Mensch

"Vielleicht bin ich so beliebt, weil ich die Mentalität eines Straßenkickers habe", meint Lukas Podolski in einer Reaktion auf die Pressespekulationen zu seiner enormen Popularität in Polen. Polnische Medien haben immer wieder betont, dass Podolski sich stark vom Rest der gut verdienenden Fußballer unterscheidet. Er sei ein offener Mensch, der sich im durchbürokratisierten Fußball-Business seine Bolzplatz-Rhetorik erhalten hat. Podolskis Welt ist nicht kompliziert. Er ist zweimaliger Familienvater, hat 130 Länderspiele bestritten, bleibt aber ohne Starallüren und betont bodenständig, dass die Bergheimer Straßen sein Königreich waren. Sogar eine von ihm entwickelte Sportmarke nannte er mit Stolz "Straßenkicker".

Als Pole muss man ihn einfach mögen. Er hält sich häufig und gern in seinem Geburtsland Polen auf, spricht mit Journalisten polnisch und hat sich in seiner alten Heimat kirchlich trauen lassen - natürlich mit einer Polin. "Eben ein netter Junge von nebenan", sagen einige Bewohner seines Geburtsortes Gliwice-Sośnica über Poldi.

Polen Deutschland Fußball Länderspiel in Danzig
Spiele gegen Polen waren für Podolski immer etwas Besonderes, so wie hier 2011 in DanzigBild: dapd

Miro Klose - das Gegenteil

Lukas Podolski ist nicht der einzige Fußballer polnischer Abstammung, der für die deutsche Nationalmannschaft gespielt hat. Der zweite begnadete Stürmer im Team von Jogi Löw war Miroslav Klose aus dem polnischen Oppeln. Er konnte aber nie den gleichen Popularitäts- und Zuneigungsgrad in Polen wie Podolski erreichen. Bei der EURO 2012 in Polen betonte Klose, dass er sich immer zu Polen bekannt habe. Er liebe Polen genauso wie Deutschland. In Polen wohne immer noch ein Großteil seiner Familie und viele Freunde. Trotzdem ist es ihm nicht gelungen, sich so gut wie Poldi in die Herzen der polnischen Fans zu spielen. Es ist eben nicht seine Art sich ins Rampenlicht zu drängen.

Eher introvertiert und zurückhaltend, weckt Miro bei den Polen nicht so starke Emotionen und Sympathien wie Poldi. Den bewundert man sogar dafür, dass er jedes Mal bei einem Spiel die deutsche Nationalhymne nicht mitsingt. "Für uns Polen ist dieses Verhalten symbolisch und wir bewundern ihn für seinen Mut", konstatiert Stanisław Oślizło. Der legendäre Nationalspieler aus den Sechziger Jahren, der auch für den traditionsreichen Verein Górnik Zabrze in Oberschlesien gekickt hat, freut sich auf jedes Treffen mit Poldi. "Er ist ehrgeizig und diszipliniert und hat einfach Klasse", schwärmt der 80-jährige Pole.

Karriereende bei Górnik Zabrze?

Lukas Podolski hat in einem Interview für den DFB im Sommer 2016 angedeutet, dass er seine Karriere möglicherweise in seinem Geburtsland Polen ausklingen lassen will. "Für mich ist es zum Beispiel nach wie vor eine Option, dass ich zum Ende meiner Karriere noch einmal in Polen spiele, bei Górnik Zabrze, meinem Verein in Polen", sagte Podolski. Er hat auch angedeutet, dass er ebenfalls vorhat, später einige feste Plätze auf der Tribüne von Górnik Zabrze zu kaufen.

Vielleicht fällt für Poldi nach der Station bei Visel Kobbe in Japan die Entscheidung nach Polen zu Górnik Zabrze zu wechseln, hofft Stanislaw Oślizło. Er und die anderen Podolski-Fans in Polen würden sich mit Sicherheit sehr darüber freuen.