Luigi Colani: Der Meister der runden Formen ist tot
16. September 2019Spektakuläre und futuristische Autos, Rennwagen, Lastwagen oder Flugzeuge - aber auch Möbel, Geschirr, Brillen, Kameras, Fernseher, Kleidung, Toiletten und Küchen entwarf der Universaldesigner. Sein Markenzeichen: runde, organische Formen. "Meine Welt ist rund", betonte er. Sein Stil prägte Generationen junger Designer.
Colani sei am Montag im Alter von 91 Jahren in Karlsruhe an einer schweren Krankheit gestorben, sagte seine Lebensgefährtin Yazhen Zhao der Deutschen Presse-Agentur.
Popstar des Design
Luigi Colani - mit bürgerlichem Namen Lutz Colani - wurde am 2. August 1928 in Berlin geboren.
Nach abgebrochenem Studium der Bildhauerei und Malerei an der Berliner Kunstakademie studierte er von 1949 bis 1952 Aerodynamik und Ultraleichtbau an der Universität Sorbonne in Paris.
Kein Alltagsgegenstand war Colani zu banal: Zu seinen Designs gehörten rundleibige Fernseher, dickbäuchige Kugelschreiber, geschwungene Stühle, sanftförmige Brillen oder ovalschwebende Klos - Vorbilder hatte er dabei nach eigenem Bekunden nicht. Sein erfolgreichstes Modell sei die ergonomisch geformte Spiegelreflexkamera Canon T90 gewesen, sagte Colani einmal.
In Deutschland avancierte Colani in den 70er und 80er Jahren zum Popstar des Designs und zu einem Medienstar. Als Vermarkter in eigener Sache beschimpfte er seinen Berufsstand als erzkonservativ. Er stürmte voran, er wollte immer mehr als das momentan Mögliche, er grollte, wenn andere nicht mitkamen oder, schlimmer noch, ihn gar nicht erst verstanden. Colani verachtete Zweifler, er liebte das Risiko.
Colani lebte und arbeitete in Deutschland, der Schweiz, Italien, Mexiko, den USA und Russland - aber auch in Japan oder China, wo er in den vergangenen Jahren Kultstatus erreichte.
Nach eigener Schätzung brachte der visionäre Designer rund 4000 Ideen auf Papier, davon seien etwa 70 Prozent nie realisiert worden.
Trotzig bis ins hohe Alter
Auch im hohen Alter war er noch aktiv, doch es wurde ruhiger um Colani. Anlässlich seines 90. Geburtstags wetterte er 2018 in einem Interview mit der Deutschen Presse-Agentur noch einmal: "Ich könnte dieser Welt auf die Sprünge helfen! Aber ich will es nicht mehr", und fügte ein wenig traurig hinzu, dass er in keine Zeit gepasst habe.
Ein Colani-Museum, das er dann doch so gerne gehabt hätte, wurde nie gebaut. Was ihm vielleicht Genugtuung sein mag: Am Ende seines Lebens würdigte man ihn zunehmend wieder als den, der er schon immer war - ein Visionär.