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Lise Klaveness scheitert bei UEFA-Wahl

5. April 2023

Die Delegierten des UEFA-Kongresses in Lissabon wählen die norwegische Verbandschefin Lise Klaveness nicht in das höchste Gremium des europäischen Fußballverbands. Damit ist dort weiterhin nur eine Frau vertreten.

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Lise Klaveness mit nachdenklicher Miene
Die Norwegerin Lise Klaveness konnte sich bei der Wahl in Lissabon nicht durchsetzenBild: Rodrigo Freitas/NTB/IMAGO

Die kleine Revolution ist gescheitert. Lise Klaveness hat ihr Ziel nicht erreicht, die Männerdomäne im europäischen Fußballverband UEFA zu durchbrechen. Die Präsidentin des norwegischen Fußballverbands NFF scheiterte beim UEFA-Kongress in Lissabon bei der Wahl zum Exekutivkomitee. Um die sieben neu zu besetzenden Plätze im höchsten Gremium der UEFA hatten sich zehn Männer beworben - und Klaveness. Sie erhielt die zweitwenigsten Stimmen: 18 von 55. Damit bleibt es dabei, dass nur eine Frau unter den 20 Mitgliedern des UEFA-Exekutivkomitees ist. 

Obwohl die UEFA-Statuten einen Quotenplatz für eine Frau im Exekutivkomitee vorsehen, hatte die 41 Jahre alte Norwegerin bewusst für einen der anderen Plätze kandidiert. "Ich mag das System nicht, bei dem die wenigen weiblichen Vertreter vor der normalen Wahl gegeneinander antreten", hatte Klaveness gesagt. Den für eine Frau reservierten Platz erhielt die Waliserin Laura McAllister.

Mutig und meinungsfreudig

"Die Zeit zum Handeln ist jetzt", hatte Klaveness vor dem UEFA-Kongress auf Twitter geschrieben: "Ich bin bereit, für Veränderungen zu arbeiten, das Spiel und die Spieler zu schützen und den Fußball inklusiver zu machen." Die frühere norwegische Nationalspielerin, die für ihr Land 73 Länderspiele bestritt, gilt als meinungsfreudige Fußball-Funktionärin, die kein Blatt vor den Mund nimmt.

Unmittelbar vor der Weltmeisterschaft Ende 2022 hatte sie beim FIFA-Kongress in Katar mit einer denkwürdigen Rede über Menschenrechte für Aufsehen gesorgt. Klaveness hatte darin den WM-Ausrichter und auch den Weltverband scharf kritisiert. Im März hatte sie FIFA-Präsident Gianni Infantino bei dessen Wiederwahl beim FIFA-Kongress in Ruandas Hauptstadt Kigali die Gefolgschaft verweigert.

Ceferin für weitere vier Jahre bestätigt

Die Wiederwahl Aleksander Ceferins als UEFA-Präsident war in Lissabon - wie jene Infantinos in Kigali - reine Formsache. Da der 55 Jahre alte Slowene keinen Gegenkandidaten hatte, wurde er per Akklamation, also per Applaus der Delegierten, bis 2027 auf seinem Posten bestätigt. Ceferin steht seit September 2016 an der Spitze des europäischen Fußballverbands.

Vor seiner Wiederwahl hatte er in seiner Rede erneut die Pläne einiger großer Traditionsvereine für eine sogenannte "Super League" scharf kritisiert. "Es ist wirklich gut, dass noch nie jemand vor Scham gestorben ist", sagte der Slowene in Richtung der Macher der Super League. Er sehe einen "Wolf getarnt als Großmutter, bereit, dich aufzufressen", so Ceferin. Drei Gründer der 2021 gescheiterten Super League - der FC Barcelona, Real Madrid und Juventus Turin - nehmen aktuell einen neuen Anlauf, ein Konkurrenzprodukt zu den UEFA-Wettbewerben zu etablieren. Auch der Europäische Gerichtshof ist eingeschaltet und prüft, ob das UEFA-Modell weiterhin mit EU-Recht vereinbar ist. 

Watzke und Neuendorf gewählt 

DFB-Präsident Bernd Neuendorf und DFL-Aufsichtsratschef Hans-Joachim Watzke sind wie erwartet in die Top-Gremien des internationalen Fußballs eingezogen. Neuendorf wurde per Applaus als UEFA-Vertreter in das Council des Weltverbands FIFA gewählt. Watzke hatte bei der Berufung in das UEFA-Exekutivkomitee ebenso keinen Gegenkandidaten und erhielt nach der Wahl per Akklamation einen Schulterklopfer von Neuendorf.

Die beiden deutschen Spitzenfunktionäre vollenden jeweils die letzten zwei Jahre der Amtszeit ihrer Vorgänger, die sich in Abstimmung mit dem DFB von den Posten zurückgezogen hatten. Ex-DFB-Vize Rainer Koch hatte zuvor in der UEFA-Exekutive, Peter Peters im FIFA-Council gesessen. 

Einen kleinen Erfolg für die Frauen gab es am Ende doch noch beim UEFA-Kongress in Lissabon. Bei den Wahlen der europäischen Posten im FIFA-Council konnte sich die Engländerin Debbie Hewitt klar gegen den Nordiren David Martin durchsetzen - das war ein Novum für eine Frau bei dieser Wahl. 

DW Kommentarbild Stefan Nestler
Stefan Nestler Redakteur und Reporter