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Champions League oder Super League?

20. April 2021

Wie soll die Zukunft in Europas Vereinsfußball aussehen? Die UEFA verabschiedet eine Reform der Königsklasse, doch zwölf Top-Klubs gründen lieber einen eigenen Elite-Wettbewerb. Ihnen drohen heftige Konsequenzen.

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Champions League I Liverpool v Real Madrid
Bild: David Klein/REUTERS

Was ist die Super League?

Ein eigenes Eliteturnier als Konkurrenz zur UEFA Champions League, so planen es zwölf Top-Klubs aus England, Spanien und Italien, zu denen noch drei Vereine hinzukommen sollen. Fünf weitere Mannschaften können sich Jahr für Jahr für die Super League qualifizieren. Die Spiele sollen in der Wochenmitte stattfinden, ein weiterer Affront gegenüber der UEFA und ihren Wettbewerben.

Geplant ist ein Wettbewerb mit insgesamt 20 Mannschaften in zwei Zehnergruppen, bei dem es ab dem Viertelfinale ins K.o.-System mit Hin- und Rückspielen geht. Das Finale soll an einem neutralen Ort stattfinden. Den Gründungsvereinen winken bei einer Teilnahme Mehreinnahmen im dreistelligen Millionenbereich. Zahlreiche finanzkräftige Sponsoren sollen Interesse haben - der größte Teil der Einnahmen soll aber aus TV-Rechten erlöst werden.

Wer will bei der Super League mitmachen?

  • sechs englische Vereine: Manchester United, Manchester City, FC Liverpool, FC Arsenal, FC Chelsea und Tottenham Hotspur
  • drei spanische Vereine:  Real Madrid, Atletico Madrid und FC Barcelona
  • drei italienische Vereine: Inter Mailand, AC Mailand und Juventus Turin

Drei weitere Teams sollen noch dazu kommen. Aus Deutschland und Frankreich ist bislang kein Verein dabei.

Warum sind keine deutschen Spitzenvereine dabei?

Der FC Bayern München und Borussia Dortmund sind Teil der europäischen Interessensvereinigung ECA (European Club Association). Laut einer Mitteilung von BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke wollen die Mitglieder des ECA-Boards weiterhin die geplante Reform der UEFA Champions League umsetzen. "Es war die klare Meinung der Mitglieder des ECA-Boards, dass man die Pläne zur Gründung einer Super League ablehnt." 

Bundesliga | Bayern München vs BVB
BVB und FC Bayern lehnen die Gründung einer Super League ab und bevorzugen eine Champions-League-ReformBild: Andreas Gebert/REUTERS

Watzke betont obendrein, dass "beide deutsche Klubs, die im ECA-Board vertreten sind, der FC Bayern München und Borussia Dortmund, in allen Gesprächen zu 100 Prozent deckungsgleiche Auffassungen vertreten haben".

Welche Reaktionen gibt es zu den Plänen?

Die Pläne rufen weltweit heftige Reaktionen vor - es äußerten sich Verbände, Ligen, Politiker und Sportler. Die UEFA kündigte in einem gemeinsamen Statement mit den jeweiligen Fußballverbänden und Ligen an, juristische und sportliche Mittel zu prüfen, um das "zynische Projekt" zu stoppen.

"Meiner Meinung nach müssen die Teams und Spieler von all unseren Wettbewerben ausgeschlossen werden", sagte Ceferin. "Es wird ihnen auch nicht mehr erlaubt sein, für ihre Nationalmannschaften aufzulaufen." Um dies zu verhindern, haben die Vertreter der Super-League-Pläne aber bereits juristische Schritte angekündigt. 

Der dänische Fußball-Verbandspräsident Jesper Möller, gleichzeitig Mitglied des UEFA-Exekutivkomitees, glaubt sogar daran, dass mit Real Madrid, Manchester City und dem FC Chelsea drei Champions-League-Halbfinalisten aus dem noch laufenden Wettbewerb ausgeschlossen werden. "Diese Klubs gehen raus. Ich rechne damit, dass das schon am Freitag passiert", sagte Möller. "Dann werden wir sehen, wie wir die Champions League beenden." In der Europa League wären Manchester United und der FC Arsenal betroffen. Mit Bernd Leno (Arsenal), Kai Havertz, Timo Werner und Antonio Rüdiger (alle Chelsea) sowie Ilkay Gündogan (Manchester City) auch mehrere Nationalspieler.

DFB und die Deutsche Fußball Liga lehnen das Konzept in einer gemeinsamen Erklärung ebenfalls ab. "Der Fußball in Europa lebt auch davon, dass es theoretisch für jeden Klub möglich ist, sich in einem Wettbewerb mit den Besten des Kontinents zu messen. Dieser Traum darf nicht durch eine nahezu geschlossene Gesellschaft ersetzt werden."

Die Fanvereinigung Football Supporter Europe (FSE) fand in einem Statement ebenfalls deutlich ablehnende Worte und bezeichnete die Pläne als "rücksichtslos und ernst zu nehmende Gefahr für den gesamten Fußball."

Rudi Völler, Geschäftsführer Sport bei Bayer Leverkusen, forderte in der "Bild-Zeitung": "Wer in dieser Liga mitspielen will, muss aus allen nationalen Ligen aussortiert werden. Mit allen Mannschaften. Die Jugend, die Frauen - alle müssen dann raus."

Wie sieht die Champions League ab 2024 aus?

Wie schon vor Abschluss der Sitzung des UEFA-Exekutivkomitees am 19. April nach außen drang, hat die UEFA eine seit langem geplante, umfassende Neuerung der "Königsklasse" ab 2024 beschlossen. Das berichteten u.a. die ARD-Sportschau und die "New York Times". Die offizielle Bestätigung der UEFA erfolgte am Nachmittag. Folgende Neuerungen gibt es:

  • 36 statt 32 Teams 
  • Drei der vier neuen Plätze gehen an Spitzenteams, die eine Qualifikation möglicherweise verpasst haben.
  • Der vierte zusätzliche Platz geht an das Land auf Platz fünf der Fünf-Jahres-Wertung - derzeit Frankreich.
  • Alle 36 Teams spielen in einer Tabelle, es gibt keine Gruppen mehr.
  • Die jeweiligen Gegner werden aufgrund von Platzierungen des Vorjahres bestimmt.
  • Die besten acht Teams erreichen das Achtelfinale.
  • Die 16 folgenden Mannschaften würden eine Playoff-Runde um die anderen acht Plätze im Achtelfinale austragen.
  • Pro Mannschaft gibt es zehn statt bisher sechs garantierte Spiele - was zu mehr Einnahmen führen soll.

Von den Neuerungen profitieren vor allem die erfolgreichen Vereine, die regelmäßig in der Champions League dabei sind. Sie garantieren mehr Spiele und mehr Einnahmen. Auch zu den UEFA-Reformplänen gab es aus vielen Richtungen Kritik: Fans befürchten steigende Kosten auch durch höherere Preise für die TV-Abos, kleine Klubs sehen die Bildung eines elitären Zirkels voraus, da die großen durch ein "Sicherheitsnetz" sogar mitspielen können, wenn sie sich nicht qualifiziert haben - etwa der Tabellen-Sechste aus England statt der Meister aus Tschechien.