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Letztes Kohlekraftwerk Großbritanniens macht dicht

30. September 2024

Das Vereinigte Königreich gilt als Geburtsort der Kohleverstromung. Doch diese Ära ist dort nun vorbei. Das Land verabschiedet sich von der Kohle als erste der führenden Industrienationen.

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Das Kohlekraftwerk Ratcliffe-on-Soar, im Vordergrund Strommasten
Das Letzte seiner Art in Großbritannien: Kohlekraftwerk Ratcliffe-on-Soar bei NottinghamBild: Rui Vieira/AP/picture alliance

Nach mehr als 140 Jahren stellt Großbritannien die Stromerzeugung aus Kohle ein. Im letzten verbliebenen Kohlekraftwerk Ratcliffe-on-Soar endet an diesem Montag endgültig der Betrieb. Spätestens im Jahr 2030 will das Vereinigte Königreich sämtlichen Strom CO2-frei produzieren, bis 2050 soll es komplett klimaneutral sein.

Ratcliffe-on-Soar nahe Nottingham im Zentrum Englands, 1968 eröffnet, konnte rund zwei Millionen Haushalte mit Strom versorgen. In den vergangenen Jahren war das Kohlekraftwerk im Reservebetrieb und lief nur, wenn ein besonders hoher Energiebedarf erwartet wurde - etwa bei Kälte- oder Hitzewellen.

Zuletzt arbeiteten noch 350 Menschen in dem Kraftwerk, das vom deutschen Energiekonzern Uniper betrieben wurde. Sie sollen künftig in anderen Bereichen eingesetzt werden oder das Unternehmen verlassen. Der Abriss des Kraftwerks, das mit seinen acht Kühltürmen jahrzehntelang die Landschaft prägte, soll bis 2030 abgeschlossen sein. Auf der Fläche soll dann laut Uniper ein Zentrum für "CO2-freie Technologie und Energie" entstehen.

"Die Kohleära mag zwar enden, aber ein neues Zeitalter guter Arbeitsplätze im Energiesektor beginnt jetzt erst für unser Land", sagte Energie-Staatssekretär Michael Shanks. Großbritannien solle "eine Supermacht im Bereich saubere Energie" werden, betonte der Politiker der sozialdemokratischen Labour-Partei, die seit knapp drei Monaten die Regierung stellt. Diese hatte im Juli ihre Pläne für die Energiepolitik des Landes vorgestellt. Demnach soll insbesondere in Windkraftanlagen an See, Gezeitenkraftwerke und Atomkraftwerke investiert werden.

Einst das "Rückgrat der Energieerzeugung"

Das Zeitalter der Kohle hatte in Großbritannien 1882 begonnen. Damals eröffnete das erste Kohlekraftwerk der Welt mitten in London. Die industrielle Revolution im 18. und 19. Jahrhundert wurde maßgeblich mit Kohle angetrieben. In den 1980er Jahren lag der Anteil des schmutzigen Rohstoffs an der Stromerzeugung noch bei 70 Prozent. Doch seither ging es für die Kohle bergab. 2023 betrug ihr Anteil am britischen Energiemix lediglich 1,3 Prozent.

Kohletagebau von Celtic Energy in Wales im Jahr 2005
Laut Klima-Portal "Carbon Brief" wurden in Großbritannien seit 1882 insgesamt rund 4,6 Milliarden Tonnen Kohle verbranntBild: Photo Library Wales/Construction Photography/Photosh/picture alliance

"Kohle war für mehr als ein Jahrhundert das Rückgrat der Energieerzeugung im Vereinigten Königreich", sagte der Energieexperte Tony Bosworth vom Umweltverband Friends of the Earth. "Doch nun ist ihr Platz in den Geschichtsbüchern." Bosworth forderte, auch die Nutzung von Erdgas zügig zu beenden, das im vergangenen Jahr rund ein Drittel am Energiemix ausmachte.

Mit dem Abschied von der Kohle steht Großbritannien in der Gruppe der sieben führenden Industrienationen (G7) vorerst allein da: Die USA und Japan haben bisher gar kein Ausstiegsdatum festgelegt. In Italien wird das Kohle-Aus immerhin schon für nächstes Jahr angestrebt, in Frankreich für 2027. Kanada will 2030 so weit sein. In Deutschland ist der Kohleausstieg bislang auf spätestens 2038 terminiert, wobei sich die "Ampel"-Koalition aus Sozialdemokraten (SPD), Grünen und liberaler FDP vorgenommen hat, das Datum "idealerweise" auf 2030 vorzuziehen.

wa/kle (afp, dpa)