Laschet: EU muss Athens Flüchtlingskrise lösen
3. August 2020Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Armin Laschet hat bei Gesprächen mit der Athener Regierung eine europäische Lösung der Flüchtlingskrise in Griechenland gefordert. "Die Flüchtlinge betreten griechischen Boden, sie betreten aber auch europäischen Boden", sagte Laschet bei einem Treffen mit Ministerpräsident Kyriakos Mitsotakis in Athen. Deshalb lasse sich die Krise nur gemeinsam europäisch lösen.
Wenn die Sicherheit der EU-Außengrenze in Griechenland geschützt und die humanitäre Hilfe für die Flüchtlinge gesichert sei, dann sei "auch für Europa eine Ordnung hergestellt", sagte der CDU-Politiker weiter. Daran wollten die deutsche EU-Ratspräsidentschaft, Kanzlerin Angela Merkel und Bundesinnenminister Horst Seehofer arbeiten.
Im Anschluss wollen Laschet und der ihn begleitende Landesflüchtlingsminister Joachim Stamp auch den griechischen Außenminister Nikos Dendias treffen. Die Politiker werden zudem mit Vertretern von Hilfsorganisationen zusammenkommen.
Moria mit 14.000 Flüchtlingen restlos überfüllt
Am Dienstag dann will Laschet das Lager Moria auf der griechischen Insel Lesbos besuchen. Das auf einer früheren Militäranlage errichtete Aufnahmezentrum ist mit mehr als 14.000 Migranten das größte Flüchtlingslager Europas und völlig überfüllt. Die griechischen Behörden haben seit Jahresbeginn bereits mehr als 14.000 Migranten aufs Festland gebracht, um die dramatische Lage auf Lesbos zu entspannen. Laschet besucht auch das als "Vorzeigelager" geltende Camp Kara Tepe, in dem die Zustände weitaus besser sind. Zudem wollen er und Stamp Polizisten aus Nordrhein-Westfalen treffen, die in Griechenland für die EU-Grenzschutzagentur Frontex tätig sind.
Nach Plänen des Bundes und der Bundesländer sollen bis Ende August in Deutschland 928 Schutzsuchende von den griechischen Inseln geholt werden. Allein Nordrhein-Westfalen nimmt in den nächsten Wochen 220 kranke Kinder und ihre engsten Familienangehörigen auf - und ist bereit, diese Zahl sogar auf 500 mehr als verdoppeln.
Kinder aus Afghanistan und dem Irak aufgenommen
Im April hatte das größte deutsche Bundesland bereits 20 Kinder und deren engste Angehörige aufgenommen. Sie stammen aus Afghanistan und dem Irak und sind in den Regierungsbezirken Arnsberg, Düsseldorf und Köln untergebracht.
Der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki sicherte zu, Flüchtlinge aus griechischen Lagern in seiner Erzdiözese unterbringen. "Wir im Erzbistum Köln stehen bereit", bekräftige der katholische Erzbischof. Die Menschen hätten ihre Heimat nicht aufgegeben, weil sie unbedingt nach Deutschland kommen wollten, "sondern weil sie es wegen eines fürchterlichen Kriegs oder katastrophaler humanitärer Zustände nicht mehr ausgehalten haben".
sti/AR (dpa, kna)