Forschung in Afrika
13. März 2013Es ist groß, gewagt und sehr, sehr teuer. Das Square Kilometer Array (SKA) wird mit einer Sammelfläche von rund einem Quadratkilometer das größte Radioteleskop der Welt. Empfangsstationen werden in Südafrika und Australien aufgestellt. Das SKA wird noch wesentlich größer als das ALMA Radioteleskop, das diese Woche in Chile die Arbeit aufnimmt.
Afrikanische Wissenschaftler hatten ein solches Investment in die wissenschaftliche Infrastruktur des Kontinents schon lange gefordert. Daher kommt es auch nicht überraschend, dass die südafrikanische Regierung das 1,5 Milliarden-Euro-teuere SKA Projekt als Bestätigung für ihre langfristig angelegte Forschungspolitik ansieht.
Daniel Adams vom südafrikanischen Wissenschafts- und Technik-Ministerium sagt, dass sein Land von dem Projekt, welches unter anderem von den Regierungen in Deutschland, Holland und Schweden finanziert wird, profitiert.
"Das Projekt bringt Südafrika viel Gutes", sagt Adams. "Es wird uns Investoren bringen, es wird die Wirtschaft ankurbeln und Innovation ins Land bringen. Außerdem wird es die Lebensqualität vieler Leute hier verbessern."
Schon bereit zu profitieren?
Auf einer Konferenz zur wissenschaftlichen Partnerschaft zwischen Afrika und der EU diesen Monat war die Stimmung nicht so ausgelassen. Die Referenten in Brüssel machten eher verhaltene Voraussagen über die Folgen von hohen Investitionen in die afrikanische Infrastruktur.
Die Summen, die die europäische Regierungen und internationale Spender in afrikanische Forschungsgrundlagen investieren wollen, sind ein guter Start. Aber Experten befürchten, dass die afrikanische Forschung noch nicht bereit ist, von neuen Gebäuden und Forschungseinrichtungen zu profitieren.
Edith Madela-Mntla, die Präsidentin der Afrika-Abteilung des Internationalen Wissenschaftsrats, sagt, dass ihr die Ausbildung von Wissenschaftlern für das SKA Projekt noch Sorge bereitet.
"Wir brauchen viel Fortbildung und wir brauchen jede Menge Techniker", sagt Madela-Mntla. "Das SKA Projekt ist wirklich komplex. Die Frage ist, ob wir hier in der Lage sind, die qualifizierten Forscher für das Projekt aufzutreiben oder auszubilden, ohne die es nicht geht. Wahrscheinlich sind wir das nicht."
Schlechte Verbindungen
Das Problem ist die schlechte Infrastruktur der afrikanischen Forschungslabors, sagen die Investoren. Besondere Schwierigkeiten gibt es mit high-speed Internet. Ohne schnelle Internetverbindung können auch Forscher und wissenschaftliche Mitarbeiter nicht gut ausgebildet werden.
"Die meisten Institute in Afrika haben untereinander keinen Kontakt, weil sie so schlecht erreichbar sind, oder der Kontakt in ein anderes Land generell schwierig ist", sagt Madela-Mntla. "Die Bandweite in einigen Ländern ist eine Katastrophe, so dass die Internetverbindung wahnsinnig langsam ist. Die Online-Verbindung ist die größte Herausforderung in Afrika."
Auch Viola Tegethoff sieht noch Probleme. Tegethoff arbeitet am SKA Projekt mit dem Max Planck Institut für Radioastronomie in Bonn und sagt, dass das SKA Projekt ein großer Schritt nach vorn für Afrika sein könnte - wenn es die nötige Unterstützung erhält.
"Wir brauchen eine Menge Innovation, technische Entwicklung und viele Ingenieure und Techniker", sagt die Forscherin. "Für die Länder, in denen das SKA gebaut werden wird, ist es von großer Bedeutung, weil es viele neue Jobs bringt."
Komplexe Finanzierung
Das SKA zeigt, wie kompliziert der Aufbau einer Forschungsinfrastruktur in Entwicklungsländern sein kann. Verschiedene Regierungen und Privatleute treten als Investoren auf den Plan, und häufig muss erst einmal eine gute Internetverbindung aufgebaut werden. Deswegen ist die Kommunikation zwischen den Teilnehmern und potenziellen Partnern der Schlüssel zum Erfolg.
Kostas Glinos leitet die Abteilung für Online-Infrastruktur der EU-Generaldirektion CONNECT, dem EU-Ministerium für Kommunikation und Technik.
"Wir müssen den Politikern in Afrika klarmachen, wie wichtig es ist, schnelle und direkte Verbindungen zu schaffen", sagte Glinos am Rande der Afrika-EU Konferenz in Brüssel. "Das gilt sowohl für innerhalb eines Landes, als auch für die Verbindungen zwischen den Ländern. Und wir brauchen auch eine bessere Koordination von internationalen Spendern."
"Die Europäische Kommission finanziert eine Reihe von Dingen durch Entwicklungshilfe", so Glinos. "Aber es gibt noch so viele andere internationale Organisationen, die ihre Hände im Spiel haben. Es gibt nationale Programme in Europa. Private Organisationen wie die Bill und Melinda Gates Stiftung sind auch dabei. Und dann natürlich die Weltbank. Es sind so viele, da brauchen wir einfach eine bessere Koordination zwischen all den internationalen Organisationen."
Die richtige Finanzierung für ein Projekt zu organisieren ist eine Wissenschaft für sich. Experten müssen nicht nur einen Weg finden, um Forschungsstrukturen auf einem Kontinent aufzubauen, der sie dringend braucht. Sie müssen außerdem die Wissenschaftler vor Ort unterstützen, damit diese die neuen Strukturen auch nutzen können.