Rege Nachfrage nach Basis-Girokonto
18. Mai 2013Wie die "Süddeutsche Zeitung" berichtet, hat sich die deutsche Kreditwirtschaft bereits 1995 dazu verpflichtet, allen Kunden, die wegen negativer Schufa-Einträge kein normales Girokonto bekommen, wenigstens ein sogenanntes Girokonto für jedermann einzurichten. Mit anderen Worten ein Konto, das nur auf Guthabenbasis geführt wird. Die Sparkassen waren im Herbst 2012 jedoch mit die ersten, die dieser Selbstverpflichtung offiziell nachkamen. Seit Oktober bieten sie Kunden mit Finanzproblemen ein sogenanntes Bürgerkonto an. Aus einer Antwort des Bundesfinanzministeriums auf eine Anfrage der SPD geht nun laut "Süddeutsche" hervor, dass seitdem rund 80.000 Kunden das Angebot angenommen haben. Das Ministerium beruft sich demnach auf Schätzungen des Deutschen Sparkassen- und Giroverbands.
"Die große Zahl der bisher eingerichteten Basiskonten zeigt den enormen Bedarf für viele Menschen, die bisher unfreiwillig kein Girokonto bei ihrer Bank bekamen", sagte der SPD-Finanzexperte Carsten Sieling dem Blatt. Nach Schätzungen der EU-Kommission haben in Deutschland 670 000 Menschen, die älter als 15 Jahre sind, kein Bankkonto.
EU will Basis-Girokonto durchsetzen
Anfang Mai hatte die EU-Kommission einen Richtlinien-Entwurf vorgestellt, nach dem künftig jeder EU-Bürger Anspruch auf ein Girokonto auf Guthabenbasis bekommen soll. Außerdem sollen Banken Kontogebühren transparenter und vergleichbarer machen sowie der Wechsel von Konten vereinfacht werden. Jüngsten Studien zufolge haben in der Europäischen Union rund 58 Millionen Verbraucher, die älter als 15 Jahre sind, noch kein Zahlungskonto. Bankkonten seien aber wegen der stark rückläufigen Verwendung von Bargeld nahezu unverzichtbar geworden, um uneingeschränkt am wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Leben teilzunehmen, hieß es in einer Mitteilung der Kommission.
Sie forderte, dass künftig alle EU-Verbraucher unabhängig von ihrer finanziellen Situation ein Konto eröffnen können, das ihnen grundlegende Transaktionen wie den Erhalt ihres Gehalts, ihrer Versorgungsbezüge, die Zahlung von Rechnungen sowie Online-Einkäufe ermögliche. Die Kommission bemängelte ferner, derzeit sei es noch schwierig, die Angebote und Preise für Zahlungskonten verschiedener Geldinstitute zu vergleichen. Der Wechsel von einem bestehenden Konto zu einem anderen bleibe kompliziert und EU-Verbraucher könnten mitunter immer noch kein Zahlungskonto in einem Mitgliedstaat eröffnen, in dem sie keinen Wohnsitz hätten.
kle/gd (dpa, rtr)