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Kritik an Pegida: "Ihr seid eine Schande"

23. Dezember 2014

Die "Pegida"-Bewegung erhält zunehmend Gegenwind. Mehr als 50 frühere DDR-Bürgerrechtler distanzierten sich von den Protesten. Auch Vertreter von katholischer und evangelischer Kirche äußerten sich kritisch.

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München Demonstration gegen Pegida
Bild: picture-alliance/dpa/N. Armer

Nach der bislang größten "Pegida"-Demonstration in Dresden wächst die Kritik an der islamkritischen Bewegung. Der Theologe Friedrich Schorlemmer warf den "Pegida"-Anhängern vor, jeden Dialog zu verweigern, weil sie kein Konzept und Angst hätten, demaskiert zu werden. Die Verwendung von Parolen der DDR-Opposition wie "Wir sind das Volk" sei "unverschämt, frech, geschmacklos und missbräuchlich", sagte Schorlemmer im Deutschlandfunk. Der Freiheitsruf von 1989 sei gegen die Mächtigen von damals gerichtet gewesen, und damit sei ein Dialog zu grundlegenden Veränderungen eingefordert worden. Ähnlich äußerten sich mehr als 50 frühere DDR-Bürgerrechtler in einer Erklärung: "Ihr sprecht nicht für '89, ihr sprecht für keine Freiheitsbewegung, ihr seid deren Schande."

Kritik kam auch von den beiden großen christlichen Kirchen in Deutschland: "Wir leben in einem Land, in dem 80 Prozent ungetauft sind. Es ist schon eigen, wie dann der Rückzug auf das christliche Abendland betont wird", sagte der katholische Bischof von Dresden-Meißen, Heiner Koch, dem Südwestrundfunk. "Die heilige Familie war eine Familie auf der Flucht. Und die Weihnachtsbotschaft lautet: Macht denen die Tür nicht zu." Laut dem Essener Bischof Franz-Josef Overbeck ist es absurd zu behaupten, dass Justiz, Kultur und Politik hierzulande kurz vor einer Islamisierung stünden. Diese Rituale der Angst und Hetze seien "beschämend", wenn Millionen Menschen vor Terror und Unterdrückung fliehen müssten und ihren Besitz, ihre Familien und ihre Heimat verlören.

Ditib erschrocken über "Pegida"-Proteste

Der Hannoversche Landesbischof Ralf Meister bezeichnete das Singen von Weihnachtsliedern bei der Demonstration als "zutiefst geschmacklos". "Pegida" sei ein klares Symbol der Ausgrenzung, sagte Meister dem Nordwestradio in Bremen. Sein Berliner Kollege Markus Dröge rief dazu auf, die Proteste ernst zu nehmen. Er habe sich die 19 Punkte der "Pegida"-Erklärung angesehen, sagte der evangelische Theologe der "Berliner Zeitung". Er sei dabei erstaunt gewesen, "wie schlicht und harmlos die meisten Forderungen" seien.

Erschrocken zeigte sich die Türkisch-Islamische Union (Ditib). Diese Demonstrationen seien "eine große Gefahr für uns alle, auch für die Integration in Deutschland", sagte Ditib-Vorstandssprecher Bekir Alboga dem Evangelischen Pressedienst.

Journalistenverband empört über "Pegida"-Pranger

Bei der bislang größten Demonstration der "Pegida"-Initiative in Dresden waren am Montagabend etwa 17.500 Menschen auf die Straße gegangen. Zugleich protestierten Tausende in mehreren deutschen Städten für Weltoffenheit und Toleranz auf die Straße gegangen. Allein in München versammelten sich 12.000 "Pegida"-Gegner, in Kassel rund 2000.

Die "Pegida"-Demonstranten hatten erneut ihrem Ärger gegenüber der Presse Luft gemacht. Dabei prangerten sie namentlich Journalisten an, die kritisch über die Bewegung berichtet hatten. Der Deutsche Journalisten-Verband reagierte empört auf die Vorfälle. "Der tausendfach skandierte Ruf 'Lügenpresse' ist schon schlimm genug, stellt er doch die Grundwerte des kritischen Journalismus in Frage", sagte DJV-Sprecher Hendrik Zörner. "Wenn jetzt auch noch die Namen von unbequemen Journalisten verlesen werden, stellen die 'Pegida'-Demonstranten damit alle Journalisten an den Pranger, die nicht nach ihrer Pfeife tanzen."

ab/ml (dpa, epd, kna)