Krim-Gold wieder zurück in der Ukraine
30. November 2023Wie das Allard Pierson Museum am Montag in Amsterdam mitteilte, sind alle Stücke aus dem berühmten Goldschatz der Skythen in Kiew angekommen. Die Historikerinnen und Historiker des Nationalen Geschichtsmuseums in Kiew dankten dem Amsterdamer Museum für die sorgfältige Aufbewahrung der Gegenstände und die Hilfe bei ihrer Rückkehr nach Hause.
Der rund 2000 Jahre alte Goldschatz war 2014 aus vier Museen der ukrainischen Halbinsel Krim zu Ausstellungszwecken nach Amsterdam gebracht worden. Nach der russischen Annexion der Schwarzmeer-Halbinsel im selben Jahr erhob Moskau Anspruch auf den Schatz. Das Allard Pierson Museum schickte die kostbaren Objekte nach Ende der Ausstellung aber nicht auf die Krim zurück, da zu jenem Zeitpunkt nicht klar war, welcher der beiden Staaten der rechtmäßige Eigentümer war.
Klärung der Besitzansprüche dauerte mehrere Jahre
Bis zur Klärung der Rechtslage blieben die Ausstellungsstücke in den Niederlanden. Im Sommer 2023 wies der Hohe Rat in Den Haag, das oberste Gericht der Niederlande, den russischen Anspruch zurück und veranlasste die Rückgabe der kostbaren Kulturgüter an die Ukraine. Schon im Dezember 2016 hatte das Gericht entschieden, dass das Museum die Kunstschätze an die Ukraine zurückgeben muss, doch die von Russland kontrollierten Museen legten damals Berufung ein.
Rostislav Karandeev, Minister für Kultur und Informationspolitik der Ukraine, sagte gegenüber der DW anlässlich der Rückgabe: "Für die Ukraine ist die Bewahrung des Erbes und die Einhaltung europäischer Werte im Bezug auf Kulturgüter äußerst wichtig." Dies sei nur der Anfang. Es werde "definitiv die Zeit kommen, in der alles, was illegal gestohlen und geplündert wurde, an die Ukraine zurückgegeben wird".
Erleichterung in Amsterdam und Kiew, Zorn in Moskau
Auch Els van der Plas, die Direktorin des Allard Pierson Museums, zeigte sich laut der Deutschen Presse-Agentur (dpa) erleichtert: "Wir sind froh, dass es endlich Klarheit gab und die Objekte jetzt zurückgegeben wurden", erklärte sie. Kremlsprecher Dmitri Peskow erwiderte in einer ersten Reaktion auf die Rückkehr der Schätze nach Kiew, das Gold gehöre der Krim und "muss dort sein." Der von Moskau ernannte Statthalter der Krim, Sergej Aksjonow, kündigte laut dpa an, den juristischen Eigentumsstreit militärisch lösen zu wollen - durch einen Sieg im russischen Angriffskrieg.
Die Niederlande haben der Ukraine die Schulden für die Lagerung der Artefakte erlassen. Die Ukraine übernahm lediglich die Kosten für den Transport des Skythen-Goldes. Die Kunstschätze aus vier verschiedenen Museen auf der Krim werden - solange die Halbinsel in russischer Hand ist - in der Schatzkammer des Nationalmuseums für Geschichte der Ukraine in Kiew aufbewahrt. Rostislav Karandeev äußert sich gegenüber der DW optimistisch: "Wir gehen davon aus, dass sie in Zukunft in Museen verlegt werden, in denen sie sich vor der Annexion der Krim befanden. Aber es ist offensichtlich, dass dies erst dann passieren wird, wenn die Ukraine sowohl die Krim als auch das Museumsgeschäft auf ihrem Territorium kontrollieren wird."
Antikes Erbe der Ukraine
Natalia Panchenko, Leiterin der Schatzkammer des Nationalen Geschichtsmuseums der Ukraine, sagte anlässlich der Präsentation des Schatzes im DW-Gespräch: "Für die Präsentation haben wir Stücke ausgewählt, die witterungs- und temperaturbeständig sind. Fragile Exponate wie Holz oder Knochen haben wir noch nicht ausgepackt. Sie müssen noch eine Zeit lang gelagert werden, bevor wir unsere Arbeit mit ihnen beginnen können."
Nach Angaben des Kiewer Museums handelt es sich um 565 Gegenstände, darunter antike Skulpturen, skythischer und sarmatischer Schmuck, Bronzeschwerter, Helme sowie 2000 Jahre alte chinesische Lackschatullen. Die Skythen, die der Sammlung ihren Namen verliehen, waren ein Reitervolk in den Steppen nördlich des Schwarzen Meeres in der heutigen Ukraine und in Südrussland. Bereits im Februar 2024 soll eine Ausstellung mit den skythischen Schätzen in Kiew eröffnet werden.