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Kommt das universelle Anti-Viren-Medikament?

15. Januar 2019

Mediziner aus Hongkong haben im Tierversuch herausgefunden, dass ein Krebs-Medikament auch gegen Grippe, SARS, MERS, ZIKA und viele andere Viren wirkt. Der Wirkstoff könnte allerdings auch starke Nebenwirkungen haben.

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Elektronenmikroskopische Aufnahme eines SARS Coronavirus
Ein Coronavirus. Der Krebswirkstoff AM580 könnte solche Viren – etwa SARS – in der Zelle quasi "austrocknen"Bild: picture-alliance/AP

Ein Team um den Mikrobiologen Yuen Kwok-Yung hat bekanntgegeben, dass das Krebs-Medikament AM580 offenbar auch Viren bekämpfen kann. Der Mediziner sagte gegenüber der Nachrichtenagentur AFP, dass sich der Wirkstoff im Mäuseversuch als "hochgradig potent" erwiesen habe und in der Lage sei, "den Lebenszyklus von verschiedenen Viren zu unterbrechen". Die Forscher haben ihre Entdeckung am 10. Januar im Fachjournal Nature Communications veröffentlicht. 

Warnschild vor dem MERS-Virus in Thailand
Einige Viren, wie SARS und MERS sind hochansteckend. Ihre frühzeitige Eindämmung ist deshalb sehr wichtig. Bild: picture-alliance/dpa/N. Sangnak

Wirksam gegen eine Vielzahl von Viren-Typen

Demnach wirkt AM580 sowohl gegen die gängigsten Grippe-Stämme H1N1, H5N1 und H7N9 als auch gegen weit gefährlichere Viren. Dazu gehören etwa das schwere akute respiratorische Syndrom (SARS), das im Nahen Osten verbreitete MERS-Coronavirus, das durch Mücken übertragene ZIKA-Virus oder das humane Enterovirus 71, Erreger der Hand-Fuß-Mund-Krankheit, auch bekannt als "falsche Maul- und Klauenseuche".

Damit könnte das Medikament – falls es dafür einmal zugelassen wird – eine "wichtige Rolle bei der frühzeitigen Bekämpfung von Epidemien" spielen, sagte Yuen Kwok-yung.

Weil Viren sehr anpassungsfähig sind und schnell Resistenzen ausbilden können, versuchen Mediziner, sie nicht direkt zu bekämpfen, sondern ihnen quasi ihr Futter zu entziehen.

Das geht zum Beispiel, indem man den Viren bestimmte Fettsäuren oder Lipide verweigert, die sie zur Vermehrung brauchen. So funktioniert auch AM580. 

Mehr dazu: Die Vogelgrippe - eine unendliche Geschichte

Medikament schädigt die Zellen

Allerdings gibt es dabei auch ein Problem: Die Lipide kommen in den Zellen vor, die mit den Viren infiziert sind, und in denen auch die Vermehrung stattfindet. Das kann wiederum zu einer Beschädigung der Zelle selbst und damit zu weiteren Nebenwirkungen führen.

Nach der Behandlung müssen sich die Zellen auf jeden Fall wieder regenerieren. "Wenn dass nicht sehr vorsichtig geschieht, ist die Gefahr von Nebenwirkungen durchaus besorgniserregend," warnt der Mediziner.

In einem nächsten Schritt wollen die Forscher das Medikament nun an Schweinen und Affen testen, bevor die ersten Versuche an menschlichen Probanden erfolgen können. Das dürfte frühestens in acht Jahren soweit sein. 

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