Istanbuls buntes Nachtleben
14. Januar 2009In keiner anderen Stadt der Welt kann man an einem Abend auf zwei Kontinenten ausgehen. Ich beginne mein Kontinent-Clubbing besonders gern in Ortaköy. Der kleine Platz auf der europäischen Seite liegt direkt am Bosporus. Eine Meerenge, die zwischen Europa und Asien liegt. Im Schatten einer kleinen Moschee liegen Tavernen, wo es “Meze” gibt. Das sind türkische Vorspeisen. In Olivenöl eingelegtes Gemüse, Fischrogen, Krabbenrisotto. Um nur einiges zu nennen. Eine ideale Grundlage für die lange Nacht.
Weiter geht es auf der kleinen Fähre, die über den Bosporus fährt. Ein gängiger Treffpunkt für Kontinent-Clubbing in Istanbul. Dort treffe ich Ayben. Die Sängerin ist mit einer Freundin auf dem Weg zu einem ihrer Konzerte. In einer Viertel Stunde erreichen wir das asiatische Ufer. “Hayal Kahvesi”, das "Café der Träume”, ist einer der In-Clubs am Ufer des Bosporus. Das Publikum ist bunt gemischt. Kreative aus der Werbe-, Mode- und Medienbranche, aber auch viele Studenten schauen auf das im Mondlicht schimmernde Wasser. Vom schicken Clubraum aus ist die Fatih-Sultan Mehmet-Brücke zu sehen. Eine 1500 Meter lange Hängebrücke, die Europa und Asien miteinander verbindet, übers Wasser hinweg
"Rap ist mein bester Freund“
Drin im Café geht es schon hoch her: Aybens Rap schlägt voll ein. In Hüfthosen und engen Tops lassen die Frauen die Hüften schwingen. Die Istanbuler stehen auf ein sexy Outfit. Vielen lugen Tattoos aus der Kleidung. Vor allem junge Frauen stehen auf Aybens Musik. Denn in ihrem Rap werden genau die Themen angesprochen, die den jungen Istanbulerinnen wichtig sind: “Rap ist eine Form des Protestes gegen spießige Werte, die meist Frauen betreffen. Das finde ich gut.”
“Rap ist der Spiegel meiner Seele. Er erzählt meine Träume“, sagt Ayben. „Der Rap ist mein bester Freund.” Ayben gönnt sich eine Ruhepause Backstage. Die Sängerin ist heute fünfundzwanzig. Bereits mit Sechzehn fing sie an, erste Liedertexte über das “Mädchensein” zu schreiben. “Ich singe über die Probleme von Frauen, über den Krieg, über Kleiderordnungen“, sagt Ayben, „es geht immer um unseren Alltag und meine Erlebniswelt."
Gegen drei Uhr leert sich der Club langsam. Wer will nimmt wieder die Fähre. Viele werden das Kontinent-Clubbing fortsetzen. Istanbul ist eine Stadt, die niemals schläft. Ich bevorzuge das Frauentaxi. Es gibt davon vier in ganz Istanbul. Meine Lieblingsfahrerin Nebahat fährt nur nachts. Ich weiß doch, dass die Nachtschwärmerinnen nur auf mich warten, sagt Nebahat. Mit mir geht es dagegen sicher nach Hause, kein Problem.