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Alzheimer-Früherkennung

Fabian Schmidt8. Juli 2014

Britische Forscher haben zehn Bluteiweiße ausfindig gemacht, die helfen könnten, eine Alzheimer-Veranlagung schon vor dem Ausbruch der Krankheit zu erkennen. Lässt sich Alzheimer eines Tages verhindern?

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Zwei MRT-Hirnaufnahmen nebeneinander - gesund und mit Alzheimer Erkrankung (Foto: Waltraud Grubitzsch dpa/lsn)
Wenn Alzheimer diagnostiziert wird (r.), ist es heutzutage für eine Behandlung bereits zu spätBild: picture-alliance/dpa

Ein Forscherteam am King's College London hat Proteine im Blut von Patienten identifiziert, die möglicherweise mit dem späteren Ausbruch einer Alzheimer-Erkrankung in Verbindung stehen könnten.

Menschliches Blut enthält mehr als 20.000 Eiweiße. Die Forscher um den Oxford-University-Professor Simon Lovestone konzentrierten sich auf 26 davon, und zwar auf solche, die im Verdacht stehen, etwas mit Alzheimer zu tun zu haben. Dafür untersuchten sie Blutproben von insgesamt 1148 Patienten. Unter den Probanden waren 476 Patienten, die bereits an Alzheimer erkrankt waren und 220, die unter "milden kognitiven Einschränkungen" litten, abgekürzt MCI. Dem stand eine Vergleichsgruppe von 452 älteren Menschen ohne Demenz gegenüber. Die Studie wurde am 8. Juli in der Fachpublikation "Alzheimer's & Dementia" veröffentlicht.

Welche Proteine sind entscheidend?

In einem ersten Schritt fanden die Forscher für 16 der untersuchten Eiweiße eine starke Verbindung zu MCI oder zu Alzheimer. In einem zweiten Schritt versuchten sie herauszufinden, welche Proteine eine herausragende Rolle bei den Vorgängen im Körper spielen, bei denen aus einer bereits vorhandenen MCI-Erkrankung eine Alzheimer-Demenz wird.

Unter den 220 MCI-Fällen gab es 51 Patienten, die innerhalb eines Jahres eine volle Alzheimer-Demenz entwickelten, erklärt Christopher Pearce gegenüber der Deutschen Welle. Er ist Vorsitzender der Firma Proteone Sciences, in deren Auftrag die Forscher die Studie durchgeführt haben.

Indem sie die 51 schwereren Krankheitsverläufe betrachteten, konnten sie ihre Suche auf zehn Proteine eingrenzen. "Die meisten Menschen haben zwar einige oder sogar die meisten dieser zehn Proteine im Blut, aber für die Diagnose ist die Ausprägung - also die Konzentration - der einzelnen Proteine wichtig", erklärt Pearce. Dabei spielt allerdings nicht nur die absolute Menge dieser Eiweiße im Blut eine Rolle: "Die Veränderungen in der Ausprägung dieser Proteine bei MCI und Alzheimer sind entscheidend", macht Pearce deutlich.

Aus diesen Werten können die Forscher am King's College erkennen, ob ein schwerer Krankheitsverlauf wahrscheinlich ist. "Wir sind sehr zuversichtlich, dass die spezifische Kombination, in der diese Proteine im Blut vorhanden sind, einen guten Hinweis darauf liefert, ob sich aus einer MCI eine richtige Alzheimer-Krankheit entwickelt - und das mit einer Genauigkeit von 87 Prozent", sagt Pearce.

Früherkennung ist Voraussetzung für Medikamentenforschung

Das langfristige Ziel der Forschung ist die Entwicklung eines Schnelltests, der darauf hindeuten kann, ob jemand wahrscheinlich an Alzheimer erkranken wird. Dafür müssen aber größere Probandengruppen von 5000 bis 10.000 Patienten untersucht werden.

Eine Blutprobe wird abgenommen (Foto: Benjamin Ulmer/dpa)
Wird aus Vergesslichkeit Alzheimer? Bald kann vielleicht eine Blutprobe Gewissheit bringenBild: picture-alliance/dpa

Dabei geht es allerdings noch nicht darum, die betroffenen Patienten zu heilen, sondern überhaupt erst einmal die Voraussetzungen zu schaffen, um vernünftig weiter forschen zu können. Ein großes Problem, vor dem die Alzheimer-Medikamentenforschung steht, ist nämlich folgendes: Die Behandlung setzt bisher fast immer viel zu spät ein. Deshalb ist ein möglicher Erfolg eines Wirkstoffs medizinisch gar nicht fassbar. "Die Erkrankung wirkt sich bereits Jahre vor einer Alzheimer-Diagnose auf das Hirn aus", sagt Studienleiter Simon Lovestone. "Viele der Medikamentenstudien schlagen deshalb fehl, weil in der kurzen Zeit, in denen den Betroffenen Medikamente verabreicht werden, die Schädigungen am Gehirn schon viel zu weit fortgeschritten sind."

James Pickett von der britischen Wohltätigkeitsorganisation Alzheimer's Society sagte der Nachrichtenagentur AFP, dass die Genauigkeit des entwickelten Testprinzips mit 90 Prozent noch zu gering sei. Aber, sagte er, "wir werden den Fortschritt dieser Studie mit Interesse verfolgen."

Alzheimer ist die häufigste Form neurodegenerativer Erkrankungen mit geschätzten 44 Millionen Erkrankten weltweit. Aufgrund der Bevölkerungsentwicklung und der steigenden Lebenserwartung könnte diese Zahl bis 2050 auf etwa 135 Millionen ansteigen.