Schon wieder ein Klimagipfel? Frankreichs Präsident Emmanuel Macron weiß, wie man positive Schlagzeilen produziert. Vor einigen Wochen hat sich die UN-Klimakonferenz in Bonn durch die Mühen der Details des Pariser Klimavertrages von 2015 gearbeitet, mit schwer verständlichen Beschlüssen, deren Wirkung sich erst in einigen Jahren zeigen wird.
Macron nutzt stattdessen den Jahrestag des vielumjubelten Pariser UN-Klimavertrags von vor zwei Jahren, um sich an die Spitze der Klimabewegung zu setzen. Mit einem eintägigen, hochkarätig besetzten eigenen Gipfel: Die britische Premierministerin ist dabei, die ganz froh sein wird, mal nicht über den Brexit reden zu müssen. Fürst Albert aus Monaco. Bill Gates aus den USA. Und aus Deutschland kommt Umweltministerin Barbara Hendricks von der SPD, nicht aber die Kanzlerin.
Gipfel ohne Angela Merkel
Dabei war Angela Merkel ja mal so etwas wie die Gralshüterin des internationalen Klimaschutzes. Sie half vor 20 Jahren noch als Umweltministerin, den ersten Klimavertrag, das Kyoto-Protokoll, aus der Taufe zu heben. Und präsentierte Deutschland, seit sie regiert, stets als Vorreiter auf großen Klimatreffen.
Jetzt gibt Macron diesen Vorreiter. Schon vor einigen Wochen in Bonn erklärte er zusammen mit zahlreichen anderen Staatenlenkern forsch den Ausstieg aus der Kohleverstromung. Das fällt Frankreich leichter als etwa Deutschland, weil das Land immer noch über einen hohen Atomstromanteil verfügt. Und jetzt dieses viel beachtete Treffen, das sich vor allem mit Finanzierungsfragen befasst.
Harsche Kritik an Donald Trump
Macron hat die Aufmerksamkeit im Vorfeld schon mal genutzt, um ein paar klare Ansagen Richtung Washington zu senden. Per Interview mit dem US-Sender CBS. An seinen "guten Freund, den Präsidenten", wie er selbst sagt. Das Paris-Abkommen wird nicht noch einmal neu verhandelt, wie Trump das gern möchte. Punkt. Überhaupt sei das Vorgehen Trumps in Sachen Klima "äußerst aggressiv" gewesen. Irgendwann aber werde auch Trump zur Einsicht kommen und seinen Austritt aus dem Paris-Vertrag rückgängig machen.
Derweil ringt Angela Merkel in Berlin mit hochfrustrierten Sozialdemokraten darum, ob sie ihre Regierung wiederbeleben kann. Zeit für Vorreiterrollen im Klimaschutz bleibt da gerade keine, zumal die vielen Kohleemissionen in Deutschland schon auf der Bonner Konferenz für Kritik gesorgt haben.
Es dreht sich was in Europa
Schon zuvor hat Macrons "Make our planet great again" als plakative Antwort auf Trumps "Make America great again" für einiges Aufsehen gesorgt. Solche forschen Slogans sind von Merkel eher nicht zu erwarten, es ist nicht ihr Stil. Und Zeit hat sie auch keine. Und gerade eher schlechtere Argumente, wenn Deutschland das eigene Klimaziel für 2020 wohl krachend verfehlt.
Es dreht sich was gerade in Europa. Jedenfalls beim Thema Klimaschutz. Andere Themen werden folgen…
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