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Putins Guerilla-Krieg

Ingo Mannteufel28. August 2014

Es lässt sich nicht mehr abstreiten: Russland führt Krieg gegen die Ukraine. Das zwingt Europa zum Handeln, meint Ingo Mannteufel.

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Konvoi russischer Militärfahrzeuge - Foto Vasily Maximov (AFP)
Bild: AFP/Getty Images

Zwei Tage nach dem Treffen des russischen Staatschefs Wladimir Putin mit dem ukrainischen Präsidenten Petro Poroschenko in Minsk meldet Kiew die Invasion russischer Truppen im Südosten des Landes und die Besetzung einiger Grenzorte durch russische Verbände. Auch die NATO wirft Russland eine militärische Eskalation in der Ukraine vor und veröffentlichte Satellitenbilder, die beweisen sollen, dass russische Soldaten mit hochmodernen Waffen und Panzern auf ukrainischen Territorium operieren. In Europa mehren sich die Stimmen, die neue und schärfere Sanktionen gegen Russland fordern. Doch auf alle diese Anschuldigungen reagiert Russland in zynischer Weise: Es dementiert einen Einmarsch und behauptet, dass es sich um ein rein inneres Problem der Ukraine handle.

Perfide Taktik

Seit Monaten wendet Russland diese perfide Taktik an, die den Westen zu überfordern scheint. Denn während der Kreml offiziell Frieden fordert, wird längst seit März unerklärt ein Krieg gegen die Ukraine geführt. Es begann mit der Krim. Und weil diese Operation so erfolgreich war, begann der Kreml mit der Destabilisierung der Ostukraine, weil er aus innen- und außenpolitischen Interessen keine europäische Ukraine will.

Ingo Mannteufel - Foto: DW
Ingo Mannteufel, Leiter der russischen Redaktion der DWBild: DW

Diese neue Form der asymmetrischen Kriegsführung - der Guerilla-Krieg 2.0 - verbindet ein ganzes Konglomerat an Taktiken: Einsatz von Söldnern und Freiwilligen, die durch professionelle Soldaten geschult oder geführt werden, verdeckte Spezialoperationen und ein ausgeklügelter Informationskrieg.

Lange hat der Westen nicht wahrhaben wollen, was sich zwischen Russland und der Ukraine abspielt, auch weil in Europa niemand ein Interesse an einer Konfrontation mit Moskau hat - erst recht nicht militärisch. Zudem wollte auch kein verantwortungsvoller Politiker durch den Gebrauch des Wortes Krieg die Situation weiter anheizen. Nicht zu vergessen ist dabei, dass formal auch die ukrainische Staats- und Regierungsführung bislang von einer anti-terroristischen Operation spricht.

Neue Sanktionen

Doch wenn nun der Separatistenführer Sachartschenko selbst bestätigt, dass 3000 bis 4000 russische Soldaten in den Reihen der Separatisten kämpfen - angeblich während ihres Urlaubs -, dann wird letztendlich nur immer deutlicher, was seit langem ein offenes Geheimnis ist: Russland führt mithilfe der Separatisten Krieg gegen die Ukraine. Berichte über tote russische Soldaten, die offensichtlich in der Ukraine gefallen sind, lassen sich in Russland immer schwerer verheimlichen.

Die immer offenkundigere russische Einmischung in der Ukraine zwingt Europa zum Handeln. Entgegen manchen ukrainischen Hoffnungen werden Europa oder die NATO nicht militärisch aktiv in den Konflikt eingreifen. Doch die EU wird mit neuen Sanktionen antworten. Das wird die Eskalationsspirale weiter anheizen. Doch der russischen Führung muss in aller Deutlichkeit klar gemacht werden, dass Krieg und Gewalt keine Mittel der Politik in Europa sein dürfen. Es ist gut zu wissen, dass sich nun doch in Russland mutige Stimmen erheben, die sich gegen diese Politik wenden.