Es mutet an wie ein Rosenkrieg nach einer gescheiterten Ehe. Niemand will es gewesen sein, Schuld ist immer der jeweils andere. Dass auch im Umfeld der Fußball-WM 2006 beim DFB und im Organisationskomitee getrickst und gemauschelt wurde, ist allerspätestens seit der Vorlage des Untersuchungsberichts der Kanzlei Freshfields im vergangenen März hinlänglich bekannt. Die vom DFB beauftragen Anwälte hatten auch die jetzt öffentlich bekannt gewordenen Honorare von insgesamt 5,5 Millionen Euro an Franz Beckenbauer für Werbeauftritte und die verspätete Versteuerung untersucht, angeblich jedoch nicht beanstandet.
Warum erst so spät versteuert?
Rechtlich mag der Vorgang ja auch halbwegs in Ordnung sein, wobei die Frage erlaubt sein muss, warum der DFB die fällige Abzugssteuer für Beckenbauers Honorare erst nach einer Betriebsprüfung 2010, also mit mehrjähriger Verspätung, an den Fiskus überwiesen hat. Der "Kaiser" habe seine Einkünfte an seinem Wohnsitz in Österreich ordentlich versteuert und das unverzüglich, ließen die Anwälte Beckenbauers wissen und schoben damit den Schwarzen Peter dem DFB zu. Dessen Chef Reinhard Grindel hatte zuvor Beckenbauer und das damalige WM-OK beschuldigt, die Öffentlichkeit getäuscht zu haben.
Von wegen Ehrenamt und Transparenz
So oder so erhält Beckenbauers durch die WM-Affäre ohnehin schon beschädigtes Image der "Lichtgestalt des deutschen Fußballs" weitere Kratzer. Ganz so ehrenamtlich, wie er nach außen immer gerne tat, war er also bei der WM 2006 nicht unterwegs. Und der DFB? Er hatte eine umfassende und unverzügliche Aufklärung der WM-Affäre versprochen. Hätte es da nicht auf der Hand gelegen, den Vorgang um Beckenbauers Werbemillionen unverzüglich und von sich aus auf den Tisch zu legen - und nicht erst, nachdem das Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" ihn zu einer Stellungnahme aufgefordert hatte? Transparenz sieht anders aus. Man muss kein Prophet sein, um zu ahnen, dass die gegenseitigen Vorwürfe seitens des DFB und der Beckenbauer-Seite erst der Auftakt zu einer Schlammschlacht waren. Und dass am Ende beide als Verlierer dastehen werden - wie bei einem Rosenkrieg nach einer gescheiterten Ehe.