"Isch over!" Mit diesem kurzen Ausspruch aus dem badischen Dialekt und Englisch, der so viel heißt wie "Es ist vorbei" hat Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble schon im Februar den Stand der Verhandlungen mit der griechischen Regierung umschrieben. Seither ist das lustig klingende "Isch over" ein gern gebrauchter Gag unter den Korrespondenten in Brüssel, die das griechische Drama nun schon seit Monaten verfolgen. Am Mittwochabend ist das ein wahres Wort, ein bitteres Wort. Denn wieder sind die Verhandlungen mit der linksradikalen Truppe aus Athen gescheitert.
Die 19 Finanzminister mussten sich vertagen, weil auch eilige Notoperationen der Spitzen von Internationalem Währungsfonds, Europäischer Zentralbank, EU-Kommission und dem griechischen Premier Tsipras an den Verhandlungstexten keine Annäherung brachte. "Isch over!" Man könnte darüber schmunzeln, wenn es nicht so katastrophal um die griechischen Finanzen, die Bürger und die Unternehmen stünde. Am kommenden Dienstag droht die Zahlungsunfähigkeit Griechenlands. Danach werden die Banken ins Schleudern kommen. Die Europäische Zentralbank wäre gezwungen, die Notkredite, die die Banken über Wasser halten, einzustellen. Ein Ausstieg aus dem Euro und die Einführung einer parallelen Währung wären die wahrscheinlichen Folgen.
Total zerstörtes Vertrauen
Niemand kann das genau vorhersagen, weil es diesen Fall noch nicht gab. Nur eins ist gewiss: Chaos würde ausbrechen und die ersten Leidtragenden wären die Griechen selbst. Jetzt sollen die Institutionen, IWF, EZB und EU-Kommission die ganze Nacht mit der griechischen Seite durchverhandeln, damit am Donnerstagmittag endlich ein Papier auf dem Tisch liegt. Ernste Zweifel, ob das noch gelingen kann, sind angebracht.
Die griechische Seite besteht auf einer Umstrukturierung der Schulden, die die Geldgeber nicht prinzipiell, aber zum jetzigen Zeitpunkt ablehnen. Das Vertrauen zwischen den Europäern, den Kreditgebern und der griechischen Regierung ist total zerstört. Selbst wenn Griechenland irgendwie durch ein Verhandlungswunder noch vor dem Kollaps bewahrt werden kann, ist eine weitere Zusammenarbeit mit Alexis Tsipras nicht mehr vorstellbar. "Isch over" sollte es nach dieser Tragödie vor allem für die verbohrte Regierungskoalition heißen, die ihr Land an den Rand des Abgrunds gebracht hat. Die zutiefst frustrierten Griechen haben sich diese Regierung zwar gewählt, aber sie hat alles nur noch schlimmer gemacht.
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