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Geld ist geprägte Freiheit

Zhang Danhong Kommentarbild App
Danhong Zhang
5. Februar 2016

Die Bundesregierung erwägt ein Bargeld-Limit und hat eine hitzige Debatte über Sinn und Unsinn des Bargeldes ausgelöst. Zhang Danhong will es nicht missen, weil alle Argumente für dessen Abschaffung sie nicht überzeugen.

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Symbolbild Geld Euro Portemonnaie
Bild: dapd

Bargeld begünstige die Kriminalität, predigte bereits der bekannte US-Ökonom Kenneth Rogoff auf seiner Deutschland-Tour. Auch das Bundesfinanzministerium begründet sein Vorhaben des Bargeld-Limits mit der Bekämpfung der Geldwäsche und Steuerhinterziehung. Zudem gilt das Bargeld als wichtiges Hilfsmittel bei der Terrorfinanzierung.

Wer jedoch glaubt, dass Kriminelle wegen einer Bargeld-Obergrenze aus lauter Frust ihr Geschäft aufgeben und anständige Menschen werden, ist einfach naiv. Die kriminellen Energien werden sich andere Kanäle erschließen, zum Beispiel im Internet. So hat die Geldwäsche mit Hilfe der Cyber-Währung Bitcoin bereits stark zugenommen.

Andere Länder haben es schon vorgemacht

Die Skandinavier werden von den Befürwortern der Bargeld-Abschaffung gerne als positive Beispiele angeführt. In Schweden soll es schon bald ganz bargeldlos zugehen. Mit anderen Worten: Die Deutschen sollen sich bitte nicht so anstellen. In zwölf EU-Ländern gibt es bereits ein Bargeld-Limit. Und in keinem dieser Länder ist deswegen eine Revolution ausgebrochen.

Doch auch dieses Argument sticht nicht. Zwölf sind weniger als die Hälfte von 28 EU-Mitgliedern. Zudem teilen die Deutschen ihre Vorliebe für Scheine und Münzen mit den meisten Völkern dieser Welt, zum Beispiel den Chinesen. Kaum vorstellbar, wie dort das bevorstehende Frühlingsfest aussehen würde, wenn die roten Umschläge mit Geldscheinen als obligatorische Geschenke für die Kinder nicht mehr möglich wären.

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DW-Redakteurin Zhang Danhong

Gut - Geldgeschenke öffnen auch der Korruption Tür und Tor. Und wo kein Bargeld mehr existiert, ist die Welt zugleich von Banküberfällen und Diebstählen befreit, lautet ein weiteres Argument. Umgekehrt gilt aber auch, dass keine elektronische Infrastruktur vor Ausfallrisiken gefeit ist und dass der Verlust der Kreditkarte schmerzvoller sein könnte als der von etwas Bargeld.

Bargeld - igitt

Aber da ist noch was: Geld ist furchtbar schmutzig, etwas Unhygienischeres gibt es kaum. Auf einer Euro-Banknote sollen sich im Schnitt mehr als 11.000 Bakterien tummeln. Auf diesen unhaltbaren Zustand hat uns Mastercard hingewiesen. Das Kreditkarten-Unternehmen wäre auch gerne bereit, uns von diesem Übel zu erlösen.

Von solchen Studien haben sich die Deutschen ihren Appetit auf Bargeld jedenfalls nicht verderben lassen. Was nicht tötet, härtet ab. 79 Prozent aller Transaktionen werden hierzulande immer noch in bar abgewickelt, gab die Bundesbank neulich bekannt.

Das mag daran liegen, dass die Deutschen nach zwei totalen Enteignungen im vergangenen Jahrhundert an einem funktionierenden Geld besonders hängen und dass sie im Internethandel noch Nachholbedarf haben. Fakt ist aber auch, dass sich viele beim anonymen Einkaufen einfach wohl fühlen. Wenn ich bei Aldi oder Rewe bar zahle, weiß außer meiner Familie niemand, was ich im Einkaufswagen hatte. In einer bargeldlosen Welt würden wir zu völlig gläsernen Kunden mit gläsernen Konten. George Orwell lässt grüßen.

Obergrenze - erster Schritt zur Abschaffung?

Aber vielleicht ist das ja genau das Ziel der Regierung. Erst wird eine Obergrenze installiert. Dann wird sie immer weiter nach unten gedrückt, bis wir Verbraucher uns schon wie Halbkriminelle fühlen, sobald wir die dreckigen Noten berühren.

Hat es die Regierung gar nicht auf die Terrorgruppen oder Steuersünder abgesehen, sondern von Anfang an auf uns, die Normalbürger? Nur kann und will sie das nicht so offen kommunizieren? Ökonomen sind da direkter. Ohne den Störfaktor Bargeld "könnten die Zentralbanken leichter Negativzinsen durchsetzen, um so die Wirtschaft anzukurbeln", sagt der oben erwähnte Ökonom Rogoff.

Schleichende Enteignung droht

Noch scheut sich Mario Draghi davor. Denn noch könnten Bankkunden in Bargeld flüchten und so das Finanzsystem zum Kollabieren bringen. Wenn diese Hintertür dicht wäre, würde der Negativzins im selben Moment eingezogen, sobald die EZB ihn ankündigte.

In der schönen bargeldlosen Welt hätten wir dann eine schlagkräftige Zentralbank und einen Staat, der die völlige Kontrolle über seine Untertanen ausüben und sich nebenbei der Schulden entledigen könnte.

So weit darf es nicht kommen. "Geld ist geprägte Freiheit", sagte schon der russische Schriftsteller Dostojewski. Wir sollten sie nicht leichtfertig aus der Hand geben.

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