Sie sind verletzlich, alleingelassen, traumatisiert, schutzlos Gewalt und Willkür ausgesetzt: Tausende unbegleitete Flüchtlingskinder in Lagern in Griechenland. Schon vor einem Monat hatte auch Deutschland versprochen: Wir nehmen Kinder auf. Passiert ist nichts - blamabel!
Alle sind sich einig: Die Situation in den Flüchtlingscamps auf den griechischen Inseln ist katastrophal und widerspricht der Menschenwürde und den Vorgaben des Kinderschutzes. Da wird Helfen und Handeln zur Pflicht.
Doch die Bundesregierung sagt nicht einmal genau, wie viele von den geschätzt 1600 Kindern, denen acht EU-Länder Hilfe versprochen hatten, sie eigentlich nach Deutschland holen will. Nun prescht erneut Luxemburg vor. Das kleine Land hatte die Debatte im März angestoßen und hält jetzt angeblich sogar ein Flugzeug in Bereitschaft, um die Minderjährigen endlich aus der Hölle zu retten.
Helfen statt Drucksen
Und das mächtige und große Deutschland? Druckst und laviert. Die EU-Kommission sei für die Verteilung der jungen Menschen zuständig, ist eine der Ausflüchte. Dabei gilt: Solidarität jetzt!
50 Abgeordnete der Union im Bundestag haben sich in der Woche vor Ostern offenbar an das C im Parteinamen CDU/CSU erinnert, das steht nämlich für christlich. Sie appellieren an EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen, Kinder aus den Flüchtlingslagern auf den griechischen Inseln in anderen EU-Ländern unterzubringen. Den Mut, die Kanzlerin direkt zu kritisieren, haben aber auch die Bundestagsabgeordneten nicht.
"Die dramatische Lage in den Flüchtlingslagern kann uns alle in Europa nicht unberührt lassen", heißt es in ihrem offenen Brief. Die Unterzeichner machen auch darauf aufmerksam, dass die Situation in den griechischen Flüchtlingslagern schon vor der Corona-Epidemie dramatisch gewesen sei: "Nicht auszumalen, wenn dort das Virus ausbricht."
Warum handelt die Merkel-Regierung nicht?
Lange nicht mehr hatte die Bundesregierung unter Angela Merkel so viel Rückhalt bei den Deutschen wie in diesen Tagen der Corona-Krise. Das sollte mutig und entschlossen machen. 2020 ist nicht 2015, als die Regierung Hundertausende von Hilfesuchenden nach Deutschland hat einreisen lassen. Und von der Angst, dass die Populisten der AfD versuchen werden, aus einer humanitären Hilfsaktion propagandistischen Profit zu schlagen, sollte sich die Regierung nicht einschüchtern lassen.
Es geht um ein paar hundert kleine Kinder, die Schutz brauchen. Also bitte: Handeln - und zwar schnell!