Flüchtlingslager bei Athen unter Quarantäne
2. April 2020Das Migrationsministerium teilte mit, nach den Infektionen im Lager Ritsona (Artikelbild) werde zusätzliches medizinisches Personal in die Region geschickt. In dem Camp, das etwa 75 Kilometer nordöstlich von Athen liegt, leben derzeit bis zu 2500 Menschen.
Demnach wurde eine junge Frau aus dem Camp diese Woche nach der Geburt ihres Kindes in einem Athener Krankenhaus positiv auf das Virus getestet. Inzwischen seien auch 20 weitere Flüchtlinge positiv getestet worden, teilte das Ministerium mit. Mitarbeiter des Lagers hätten sich nicht infiziert. Insgesamt wurden 63 Menschen getestet. Keiner der Menschen weise bislang typische Krankheitssymptome auf. Die Tests würden fortgesetzt. Die Bewegungsfreiheit in und aus dem Lager soll laut Ministerium nun für 14 Tage eingeschränkt werden. Die Polizei werde dies überwachen.
Lob vom Ministerpräsidenten
Erst kürzlich hatte Regierungschef Kyriakos Mitsotakis die Schutzmaßnahmen in den griechischen Lagern gelobt. Die Behörden seien bei der Nachverfolgung von Kontakten im Falle einer Infektion gut aufgestellt, sagte er dem US-Fernsehsender CNN. "Wir werden weiterhin sehr, sehr genau beobachten, was in unseren Lagern passiert, und wir bauen die medizinischen Einrichtungen weiter aus." Griechenland hatte Ende Februar den ersten Coronavirus-Fall gemeldet. Inzwischen wurden 1415 Fälle registriert, 50 Menschen starben an der Lungenkrankheit Covid-19, die von dem Virus ausgelöst wird.
Die Erkrankung der jungen Mutter war der erste bestätigte Corona-Fall in einem griechischen Flüchtlingslager. Die Lage im Camp von Ritsona soll bei weitem nicht so schlimm sein wie in den oft überfüllten Lagern auf den Inseln im Osten der Ägäis, in denen Tausende Migranten ausharren. Sie gelten als besonders gefährdet. Experten befürchten, dass die Menschen dort keinen oder nur unzureichenden Zugang zu wichtiger medizinischer Versorgung haben.
Griechenland ist ein Tor in die EU für Migranten und Asylsuchende, die vor Kriegen und Armut aus dem Nahen Osten und anderen Regionen fliehen. In den Jahren 2015 und 2016 durchquerten mehr als eine Million Menschen das Land.