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Politik

Die "Trump-hält-uns-nicht-auf"-Konferenz von Marrakesch

Thurau Jens Kommentarbild App
Jens Thurau
19. November 2016

Die UN-Klimakonferenz in Marokko sollte eigentlich ein ruhiges Arbeitstreffen werden. Aber dann wurde Donald Trump US-Präsident. Das schweißt die Klimaschützer weltweit zusammen, meint Jens Thurau aus Marrakesch.

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Marokko COP22 Konferenz in Marrakesh
Bild: DW/L. Osborne

Am Ende gab es dann dieses Bild: Staatenvertreter, Wissenschaftler, Finanzexperten, Wirtschaftsbosse, Klimaschützer - alle vereint auf einem Foto. Die Botschaft: "Du kriegst uns nicht klein, wir sind längst unterwegs auf dem Weg in die nicht-fossile Zukunft, auch ohne dich!" Gemeint war natürlich Donald Trump, der den Klimawandel wahlweise für eine Erfindung Chinas oder der Ökomafia hält.

China hat das Problem längst verständen

Die Chinesen, weltweit größte Verursacher von Klimagasen, sind ein gutes Stichwort: Lange Jahre galten sie als Bremser auf Klimakonferenzen, wollten sich nur bewegen, wenn auch der Klassenfeind in Washington das tat. Auf Klimatreffen wurde Geopolitik betrieben. Vorbei. Peking hat (wie Indien, wie Brasilien, wie Südafrika, wie die meisten europäischen Staaten) erkannt, dass Klimaschutz im eigenen Interesse ist. Der Preiseinbruch bei den erneuerbaren Energien, die Investorenentscheidungen gegen die Kohle: All das hat sicher dazu beigetragen. Aber auch die Erkenntnis, dass sich die Klimafolgen eben auch im eigenen Land nicht mehr leugnen lassen. Und dass es billiger ist, rasch etwas gegen die Treibhausgase zu tun, als später mit den Folgen leben zu müssen. Nur bei Donald Trump ist diese Botschaft eben nicht angekommen.

Weltklimakonferenz in Marrakesch Jens Thurau
Jens Thurau ist als DW-Korrespondent bei der Klimakonferenz in MarrakeschBild: DW/F. Nusch

Also zieht die Klimakarawane weiter. Wohl ohne Washington. Ob Trump den Pariser Klimavertrag aufkündigt oder gleich die Klimarahmenkonvention von 1992, auf der alle Klimabeschlüsse basieren - das wird sich zeigen. Als Tempomacher auf Klimatreffen fallen die USA aber erst einmal aus.

Im Schatten der US-Wahlen bot die Konferenz von Marrakesch vor allem dieses Bild: Nach der Euphorie von Paris im vergangenen Jahr geht es jetzt ans Sortieren, ans Justieren im Detail: Erst 2020 wird der neue Klimavertrag wirken, seine Konstruktion ist kompliziert, wirklich alle Staaten sollen sich dann am Klimaschutz beteiligen. In einigen armen Ländern gibt es aber gerade mal eine Handvoll von Offiziellen, die damit befasst sind. Ihnen unter die Arme zu greifen, Geld zu besorgen, Vertrauen aufzubauen: Das ist die Aufgabe der Industriestaaten und nach der US-Wahl immer mehr der Europäer. Deutschland hat das begriffen und nochmal 50 Millionen Euro für die Klimaanpassung auf den Tisch gelegt. Ein bisschen peinlich war es für die Bundesregierung dann aber doch, dass am letzten Tag 45 arme Staaten versprachen, schnell ganz auf die Kohle zu verzichten. Der viel diskutierte Klimaplan der Deutschen, ohnehin nur eine Absichtserklärung, schafft  nur eine weitgehende Reduktion bis Mitte des Jahrhunderts.

Exkursionen zu einem Vorzeigeprojekt

Ansonsten hat sich die Klimakonferenz vom Alarmismus vergangener Jahre gelöst. Das liegt auch daran, dass jetzt Live und in Farbe zu besichtigen ist, was die viel verspotteten Klimatreffen seit Rio 1992 bewirkt haben. Ganze Delegationen pilgerten während der vierzehn Tage von Marrakesch ins 200 Kilometer südlich gelegene Ouarzazate, wo gerade das größte solarthermische Kraftwerk der Welt entsteht. Nicht in Deutschland, nicht in den USA - in Marokko! Das war lange eine Utopie der Klimaschützer: Afrika überspringt in seiner Entwicklung das fossile Industriezeitalter und geht gleich in die solare Zukunft. Das ist immer noch schwierig, aber denkbar. Und dazu hat das stetige Bohren dicker Bretter auf Klimakonferenzen beigetragen.

Weiter geht's - erst einmal ohne die USA, aber langfristig auch wieder mit Washington. Wie war das noch: Gute Politik ist die Anerkennung der Realität. Bei den einen früher, bei den anderen später.

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