Man muss ja nur einmal zwei Jahrzehnte zurückblicken. Damals stand die Dresdner Bank im Blickpunkt des Geschehens. Erst hatte sich die Deutsche Bank an einer Übernahme der Nummer Zwei im Lande versucht, später die Commerzbank - genauso erfolglos. Im Sommer 2001 schließlich wurde die Bank für rund 30 Milliarden Euro an den Versicherungsriesen Allianz verkauft. Aber schon sieben Jahre später hatte die Allianz die Lust verloren, und reichte die Dresdner weiter an die Commerzbank, die bloß noch neun Milliarden dafür auf den Tisch legen musste. Das einzig bemerkenswerte in der gemeinsamen Zeit der Allianz mit der Dresdner Bank war ein drastischer Stellenabbau. Und der Zeitpunkt für den Weiterverkauf an die Commerzbank war extrem ungünstig: Kurz nach dem Deal brach die Weltfinanzkrise los - und die Commerzbank musste mit Milliarden vom Staat gestützt werden.
Das Gewürge seinerzeit um die Dresdner Bank zeigt erstaunliche Parallelen zum Geschehen heute, wenn immer wieder von einer möglichen Fusion der Deutschen Bank mit der Commerzbank die Rede ist. Beide, Deutsche wie Commerzbank, sind nur noch ein billiger Abklatsch aus besseren Zeiten. Zwar glänzen die Fassaden ihrer Hochhäuser in Frankfurt, doch das Gebälk darunter ist morsch. Zusammengenommen beträgt der Börsenwert lächerliche 24 Milliarden Euro. Damit schafft man es nicht mal in die Top 50 der aktuellen Welt-Banken-Charts.
Nationaler Champion? Zweite Liga!
Die Deutsche Bank - noch immer Deutschlands größtes Geldhaus - hat im zurückliegenden Jahrzehnt 90 (in Worten: neunzig!) Prozent ihres Börsenwertes verloren. Die Aktie dümpelt um die sieben Euro herum. Sie hat drei Jahre lang keinen Gewinn gemacht, erst für das vergangene Jahr kam man wieder auf einen winzigen grünen Zweig. Nicht viel anders sieht es bei der Commerzbank aus. Sie hat zwar ihren Gewinn versiebenfacht, was erstmal gut klingt, aber es ist ja immer auch die Frage, von welchem Niveau man kommt. Und noch liegt den Commerzbankern der Abstieg aus dem Deutschen Aktienindex schwer im Magen, damit hatte man die eigene Zweitklassigkeit sozusagen schriftlich. Nicht zu vergessen: Bei der Commerzbank hat der deutsche Staat noch immer die Hand im Spiel, gehören ihm doch 15 Prozent der Aktien.
Womit wir bei der deutschen Politik sind: Die mache sich, so wird seit Monaten kolportiert, Sorgen um die deutsche Bankenbranche. Speziell um den Zustand der Deutschen Bank. Finanzminister Olaf Scholz sagt das manchmal sogar laut: Man müsse, so der Sozialdemokrat vor vier Wochen in London, in der Lage sein, die nötigen Dinge zu tun, "für den Fall, dass etwas getan werden muss". Nicht umsonst hat er Jörg Kukies, zuvor Deutschlandchef von Goldman Sachs zu seinem Staatssekretär gemacht. Ein Banken-Insider als Banken-Aufpasser im Finanzministerium! Nicht schlecht.
Nun also macht die Politik Druck für eine Fusion der beiden Banken. Das ist per se schon mal die schlechteste aller Ausgangspositionen. Denn gerade der Sozialdemokrat Scholz sollte doch wohl eines wissen: Kommt es tatsächlich zum Zusammenschluss, dann geht das Gemetzel erst richtig los: Deutsche und Commerzbank haben zusammen über 140.000 Mitarbeiter. In ersten Schätzungen gehen Analysten davon aus, dass wenigstens 20.000, wenn nicht sogar 30.000 Jobs wegfallen werden. Kann das der Sozialdemokrat Scholz wirklich wollen?
Die unsägliche Rolle der Politik
Nun ist nicht genau zu verifizieren, wie stark auch der Aufsichtsrat der Deutschen Bank ein solches Szenario präferiert. Denn sollte es so kommen, dann würde etwas geschehen, was bislang eigentlich unvorstellbar ist: Der Staat würde bei der Deutschen Bank einsteigen. Es war einst Josef Ackermann, der sich zu Zeiten der Weltfinanzkrise vor bald zehn Jahren damit brüstete, sein Haus (die Deutsche Bank) brauche keine Staatshilfe. Doch die Hilfsmilliarden abzulehnen, ist damals ein Kardinalfehler gewesen, der mit dazu beigetragen hat, dass die Bank heute ein so jämmerliches Bild abliefert.
Nein, eine Deutsche Commerzbank ist keine gute Idee, denn eine solche Fusion löst die strukturellen Probleme nicht. Beide Häuser, die gerade genug mit sich selbst zu tun haben, wären jahrelang mit dem Zusammenschluss beschäftigt - Zeit, die man nicht hat. Denn die jungen FinTech-Unternehmen wie auch erfolgreiche internationale Banken würden den in Frankfurt entstehenden deutschen Dinosaurier glattweg überrollen. So bitter es klingt: Es wird nur eine der beiden Banken überleben können.