Nach dem Absturz der Deutsche-Bank-Aktie - Ende September war sie unter die Marke von zehn Euro gerutscht - ging es in den ersten Oktober-Tagen wieder nach oben. Von Entspannung jedoch keine Spur. In Washington, wo sich in diesen Tagen die Finanz-Elite der Welt trifft, ist das deutsche Bankhaus Gesprächsthema Nummer Eins. Zumeist hinter den Kulissen. Aber eben auch in offiziellen Verlautbarungen: Die Deutsche Bank müsse ihre Hausaufgaben machen - so die Mahnung eines Experten vom Internationalen Währungsfonds. Eine einzelne Bank direkt zu erwähnen: Das ist ein höchst ungewöhnlicher Vorgang. Prompt beschwerte sich das offizielle Berlin in Washington - was die Sache nun nicht wirklich besser macht.
Wo sind wir nur hingekommen?
Schließlich versucht derzeit nicht nur Deutsche-Bank-Chef John Cryan, sondern auch die deutsche Regierung, eine angedrohte 14-Milliarden-Dollar-Strafe bei den US-Behörden herunterzuhandeln. Hauptargument: Eine solche Strafe würde das Haus ruinieren. Das aber würde auch in den USA deutliche Spuren hinterlassen. Ebenso wenig hilfreich sind Gerüchte über mögliche Staatshilfen für die Bank. In Deutschland sorgen sich derweil die Chefs großer Unternehmen um den Zustand des Geldhauses und springen der Bank verbal zur Seite. Im Extremfall, so heißt es, würde man nicht nur mit Worten helfen, sondern auch mit Geld.
Kein Wunder, dass sich Deutschlands Finanzminister in Washington jeden Ton zur Lage von Deutschlands einstiger Vorzeigebank verkneift. Der kleinste Satz, selbst wenn er zur Beruhigung gedacht wäre, würde alles nur noch schlimmer machen.
Freilich: Mitleid ist nicht angebracht. Auch steht die Deutsche Bank nicht alleine so bescheiden da. Allein in dieser Woche verkündeten die deutsche Commerzbank, die niederländische ING und die spanische Banco Popular den Abbau von insgesamt 20.000 Jobs. Seit Ausbruch der Finanzkrise haben Europas Banken bereits 150.000 Stellen abgebaut. Nur nebenbei: Commerzbank wie ING wurden einst mit massiver Staatshilfe vor dem Zusammenbruch gerettet.
Die Folgen der großen Krise, 2008 eingeleitet mit dem Zusammenbruch der Lehman Bank, sie sind allgegenwärtig.
Wer braucht die Deutsche Bank?
Die aus der Finanzkrise resultierende wirtschaftliche Schwächung vieler Volkswirtschaften in Europa, sie hat auch zur Null-Zins-Politik der Europäischen Zentralbank geführt. Die Niedrigzinsen mögen einerseits einen wirtschaftlichen Absturz vermieden haben. Auf der anderen Seite aber steht eine gigantische Enteignung von angespartem Vermögen. Und natürlich können Banken ohne Zinsen nicht wirklich überleben. Aber: Sie brauchen eben auch ein zukunftsfestes Geschäftsmodell. Im Falle der Deutschen Bank heißt das: Fehlanzeige.
Was die Deutsche Bank betrifft, so muss jetzt endlich ein Befreiungsschlag her. Eine Abspaltung der Investment-Sparte etwa. Oder ein Verkauf der Vermögensverwaltung. Oder, oder, oder. Dem Geldhaus muss es endlich gelingen, wieder in die Offensive zu kommen. Sie muss ein neues Profil entwickeln. Viele Prozesse sind eingeleitet worden, aber bei so einem Dickschiff dauert es natürlich eine Ewigkeit, bis die Wirkung eintritt. Doch diese Zeit hat die Bank nicht mehr. Das Siechtum muss ein Ende haben. Sonst bleibt schließlich nur noch die eine Frage: Wer braucht eigentlich diese Deutsche Bank?
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