Sie warfen Steine, Dosen, Flaschen auf Gästefans, griffen Polizisten an. Schon vor der Bundesliga-Partie zwischen Borussia Dortmund und RB Leipzig kam es in Dortmund zu schweren Ausschreitungen. Nicht einmal vor Frauen und Kindern machten die BVB-Anhänger halt. Am Ende standen Augenzeugenberichten zufolge mindestens zehn Notarzt-Einsätze, dazu vier verletzte Polizisten, ein verletzter Diensthund.
Die Polizei berichtet von "extremer Aggressivität und Gewaltbereitschaft der Dortmunder Anhängerschaft gegenüber den Gästen". Insgesamt seien 28 Strafanzeigen gefertigt worden: wegen Verstößen gegen das Sprengstoffgesetz, gefährlicher Körperverletzung, Landfriedensbruchs, Sachbeschädigung, Beleidigung, Widerstands und räuberischen Diebstahls.
Im Stadion dann die Fortsetzung: mindestens hundert feindselige Banner gegen RB und seine Anhänger, gegen seine Macher. Unter anderem ein Transparent mit der geschmacklosen Aufschrift: "Burnout-Ralle, häng dich auf!". Gemeint ist damit Leipzigs Sportdirektor Ralf Rangnick, der vor einigen Jahren wegen eines psychischen Erschöpfungszustandes als Trainer bei Schalke 04 eine Auszeit nahm. Dazu andere Plakate, die zum Werfen von Pflastersteinen aufriefen. Hatten sich die Fan-Proteste gegen das Geschäftsmodell RB Leipzig bisher vorwiegend auf Verbalattacken beschränkt, sind sie nun in Dortmund eskaliert.
Scheinheilige Polemik
Das Leipziger Konstrukt kann man mögen oder nicht. Sicher hat es wenig zu tun mit dem, was sich der gemeine Fan unter Fußballkultur vorstellt. Sponsor Red Bull hat mit dem Verein eine Plattform gesucht und gefunden, um Limonade zu vermarkten. Die fußballhungrigen Sachsen haben ihren Klub längst angenommen. 8500 von ihnen waren mit nach Dortmund gekommen. Das ist mehr als bei vielen Traditionsvereinen.
Die Verantwortlichen bei Borussia Dortmund ließen in den vergangenen Monaten kaum eine Gelegenheit aus, die Rivalität zu befeuern, ihre Verachtung gegenüber RB Leipzig zum Ausdruck zu bringen. Obwohl man längst selbst ein Wirtschaftsunternehmen geworden ist. Sei es BVB-Boss Hans-Joachim Watzke, sei es, auch während und nach der Partie jetzt am Samstag, Trainer Thomas Tuchel. Und das, wo man doch weiß, wie leicht der Mob anzustacheln ist. Da reicht oft nur ein falsches Wort. Verhält sich der Vorstand polemisch und respektlos, kann das beim ohnehin gewaltbereiten "Fan" leicht wie eine Aufforderung zur Gewalt klingen. Wohl gemerkt: In Dortmund waren es keine Einzelfälle, es waren Hunderte, die durch körperliche und verbale Angriffe auffielen.
Der DFB wäre gut beraten, hart mit den Dortmunder Machern ins Gericht zu gehen. Notfalls auch Sperren auszusprechen und Zuschauerausschlüsse bei Heimspielen. Und die Justiz muss gegen die Straftäter unnachgiebig vorgehen. Den Leuten dort klarmachen, dass der Staat keine Gewalt duldet. Und dass es sich nur um Fußball handelt. Dass einen die Tradition des Vereins, für den man schwärmt, nicht über Anhänger anderer Klubs erhebt, die es noch nicht so lange gibt. Und dass Gesundheit, dass Menschenleben wichtiger sind als eine - ohnehin zweifelhafte - Fußball-Ideologie.
Mir jedenfalls sind friedliche Anhänger eines Retortenklubs lieber, als Arschlöcher, die Gewalt gegen Frauen und Kinder anwenden!
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