Schmilzt das "Dach der Welt"?
27. Mai 2015In einer neuen Studie kommen Forscher aus Nepal, den Niederlanden und Frankreich zu einem dramatischen Ergebnis: Der Klimawandel wird die Himalaya-Region rund um den Mount Everest drastisch verändern. Im schlimmsten Fall könnten alle Gletscher auf dem "Dach der Welt" wegschmelzen.
"Das Worst-Case-Szenario zeigt einen Verlust von 99 Prozent der Gletschermasse", sagte der Leiter der Studie, Joseph Shea, Gletscher-Hydrologe am Internationalen Zentrum für Integrierte Bergentwicklung in Kathmandu. "Aber selbst wenn wir die Emissionen verlangsamen, sehen wir noch immer ein Schrumpfen um 70 Prozent."
Himalaya-Gletscher bereits deutlich geschrumpft
Im vergangenen Jahr hatte Shea mit Kollegen eine Studie veröffentlicht, die anhand von Satellitenbildern zeigte, dass die Himalaya-Gletscher zwischen 1977 und 2010 bereits deutlich geschrumpft sind. Die nun im Fachmagazin "The Cryosphere" veröffentlichte Untersuchung zeigt ein noch drastischeres Bild von den Folgen der Klimaerwärmung für die Himalaya-Region.
Die Forscher warnten, dass sich schmelzende Gletscher in tiefe Seen verwandeln könnten. Diese könnten zu Sturzbächen werden und die Bergdörfer überschwemmen. Außerdem würde sich das Schmelzen der Gletscher auf die Wasserversorgung in der Everest-Region auswirken. Durch ein schnelles Abschmelzen würde langfristig immer weniger Schmelzwasser in den Fluss Dudh Kosi fließen, der viele Nepalesen mit Trinkwasser versorgt.
Verschiedene Klima-Modelle durchgerechnet
Für ihre Studie untersuchten die Wissenschaftler das Wetter rund um den höchsten Berg der Welt und erstellten ein Modell für die Klimabedingungen um den Mount Everest. Die Forscher erhöhten in ihren Berechnungen die Temperaturen nach verschiedenen Szenarien für den Ausstoß von Treibhausgasen, um den möglichen zukünftigen Zustand der Gletscher zu ermitteln.
Der Himalaya-Staat Nepal gehört zu den ärmsten Ländern Asiens und kämpft derzeit mit den Folgen des schweren Erdbebens vom 25. April sowie eines weiteren schweren Nachbebena Ende Mai. Insgesamt kamen bei den Naturkatastrophen mehr als 8700 Menschen ums Leben.
cw/ hf (afp, www.the-cryosphere.net)