Klaus Töpfer nimmt Abschied vom UN-Umweltprogramm
12. September 2005Sich mit Klaus Töpfer auf Umweltkonferenzen mal ganz in Ruhe unterhalten zu wollen, ist nicht einfach. Der 67 Jahre alte Direktor des Umweltprogramms der Vereinten Nationen (UNEP) mit Sitz im kenianischen Nairobi wird ständig gegrüßt und grüßt zurück, schüttelt Hände, wirft ein "Hello" hierhin und ein "Nice to meet you" dorthin. Er kennt Chinesen und Angolaner, Brasilianer und Norweger und Amerikaner. Er kann mit Energiebossen und Umweltschützern, mit den Ureinwohnern im Amazonas und am Nordpol. Er ist die große, unüberhörbare Stimme des globalen Umweltschutzes - unverkennbar mit seinem Englisch in breitestem Dialekt, dem anzumerken ist, dass er in Ostwestfalen aufwuchs.
Mit deutschem Englisch für die Umwelt
Er ist uneitel und den Menschen zugewandt, er besitzt die unter Politikern seltene Gabe der Selbstironie. Zum Beispiel, was seine Fremdsprachenkenntnisse angeht, die er bei seinem Amtsantritt in Nairobi natürlich brauchte. "In dem Kabinett, in dem ich zuvor war, war ich nach Volker Rühe der zweitbeste Englisch-Sprecher. Aber das war dann eine harte Erfahrung", bekannte Töpfer bei einem Kongress in Berlin. Sein Englisch sei immer noch ein fürchterlich deutsches Englisch. "Aber ich sage meinen englischen Kollegen immer, dass dies der Preis ist, den sie für die Globalisierung ihrer Sprache zahlen müssen."
Das Kabinett, dem der zweitbeste Englisch-Sprecher angehörte, war das Kabinett des deutschen Bundeskanzlers Helmut Kohl. Der CDU-Politiker Töpfer diente ihm als Umwelt- und später als Bauminister. In letzter Funktion war er maßgeblich am Umzug der Regierung von Bonn nach Berlin beteiligt, der 1999 beendet wurde. Dabei lieferte er eine organisatorische Großleistung ab.
Rio-Kämpfer und Behörden-Sanierer
Als Umweltminister gab er der Politik der Union ein unverwechselbares Gesicht, sachkundig und streitbar. Auf dem Erdgipfel von Rio 1992, als vieles im globalen Umweltschutz möglich schien und das Wort Nachhaltigkeit berühmt wurde, war Töpfer einer der wichtigsten Repräsentanten. In seinen acht Jahren an der Spitze der UNEP schließlich - vom Frühjahr 1998 an - verwandelte er die zuvor als schlecht organisiert verrufene Behörde mit 800 Mitarbeitern in eine nicht zu überhörende Institution.
Er stritt für den Vorrang der Erneuerbaren Energien, er mahnte die reichen Staaten, ihre Verantwortung für Umweltschäden auf der südlichen Halbkugel auch zu tragen. Er verärgerte seine Parteifreunde daheim, als er die von SPD und Grünen eingeführte Öko-Steuer begrüßte. Er schonte sich nie.
Von Nairobi nach Berlin?
Eine Herzoperation im Jahre 2000 führte nicht dazu, das Töpfer kürzer trat. Ständig ist der UNEP-Direktor unterwegs - noch für kurze Zeit. Was er nach seinem UN-Abschied macht, ist noch unklar. Gerüchte besagen, er könnte bei der nächsten Wahl des Berliner Bürgermeisters im Herbst 2006 gegen den Amtsinhaber Klaus Wowereit (SPD) antreten. Ehrenbürger der Stadt ist Töpfer schon. Er stünde der heillos zerstrittenen Berliner Union zweifellos gut zu Gesicht. Aber fest steht allemal: Der Umweltpolitik wird er verbunden bleiben. Und dem Skatspiel bis tief in die Nacht, dem der Weinkenner oft seine wenigen freien Stunden widmet.