Kerry: Nach Sturz zurück in die USA
1. Juni 2015Entgegen ersten Planungen schläft US-Außenminister John Kerry eine Nacht in der Genfer Universitätsklinik. Dies berichtete der Sender CNN unter Berufung auf das US-Außenamt. Erst am Montag werde Kerry ausgeflogen. Der 71-Jährige hatte sich bei dem Fahrradunfall am Sonntag den rechten Oberschenkelknochen gebrochen und wurde dann per Helikopter in das Schweizer Krankenhaus gebracht.
Nach Angaben seines Ministeriums soll die Behandlung aber im Massachusetts General Hospital in Boston fortgesetzt werden. Dort könne er vom selben Chirurgen betreut werden, der Kerry in der Vergangenheit an der Hüfte operiert habe. Der jetzige Bruch sei nahe der Stelle des damaligen Eingriffes.
Er sei "in guter Stimmung", und die Ärzte erwarteten eine völlige Genesung, teilte der Außenamtssprecher John Kirby in Washington mit. Allerdings bedauere der Minister sehr, dass er nun seine Reisepläne ändern müsse. Demnach wollte Kerry eigentlich am Sonntagnachmittag nach Madrid reisen und danach nach Paris. In Madrid wollte sich der US-Außenminister unter anderem mit dem spanischen König Felipe VI. und Regierungschef Mariano Rajoy treffen, in Paris wollte er am Treffen der internationalen Koalition gegen die Dschihadistenmiliz "Islamischer Staat" (IS) teilnehmen.
Kerry verunglückte am Sonntag in der Nähe der französischen Stadt Scionzier nahe Chamonix, nachdem er am Vortag in Genf mit dem iranischen Außenminister Mohammed Dschawad Sarif über das geplante Abkommen zur Begrenzung des Teheraner Atomprogramms gesprochen hatte. Ursprünglich sollten die Verhandlungen zwischen Kerry und seinem iranischen Kollegen am Sonntag fortgesetzt werden. Diese Fortsetzung wurde bereits vor Kerrys Unfall abgesagt, stattdessen wurden Verhandlungen auf Expertenebene in der kommenden Woche angekündigt.
"Stets bei Bewusstsein"
Kerry ist ein passionierter Radfahrer und wollte sich vor dem geplanten Abflug nach Madrid noch etwas Sport gönnen. Schließlich hat er dazu nur selten Gelegenheit, seit er Anfang 2013 den Posten des US-Chefdiplomaten von Hillary Clinton übernahm. Mittlerweile besuchte er 63 Länder, war 356 Tage unterwegs, wie die "New York Times" unter Berufung auf das US-Außenamt berichtete.
Der "New York Times" zufolge stürzte er, nachdem er mit einem Reifen an eine Bordsteinkante geraten war. Er war aber stets bei Bewusstsein, wie Kirby versicherte. Sanitäter und ein Arzt seien in Kerrys Autokonvoi, der den radelnden Minister begleitet habe, mitgereist und daher zum Zeitpunkt des Unfalls direkt vor Ort gewesen.
Dass Kerry nun für einige Zeit nicht ins Ausland jetten kann, heißt aber nicht, dass er der Arbeit fern bleibt. So will er sich schon am Dienstag per Video dem Außenministertreffen in Paris zuschalten lassen, bei dem es um den Kampf gegen den IS geht.
stu/haz (afp, dpa, rtr)