Kerry will zu Atomgesprächen humpeln
13. Juni 2015US-Außenminister John Kerry will nach seiner Entlassung aus dem Krankenhaus schon bald nach Wien reisen, um weiter über das iranische Atomprogramm zu verhandeln. Er habe sich nach seinem Fahrradunfall in den französischen Alpen die ganze Zeit mit seinem Verhandlungsteam beraten und "keinen Augenblick" verpasst, sagte Kerry, als er das Massachusetts General Hospital in Boston auf Krücken verließ. Um die Verhandlungen voranzubringen, werde er "zu einem geeigneten Zeitpunkt in den kommenden Tagen" aber auch selbst dorthin reisen.
Zunächst werde sich Kerry weiter in seinem Bostoner Haus von der Verletzung erholen, sagte US-Außenamtssprecher Jeff Rathke. Der Minister sei während seines Klinikaufenthalts telefonisch und via Email mit seinen Mitarbeitern verbunden gewesen. Außerdem habe ihn sein Stabschef im Krankenzimmer unterstützt.
Der 71-Jährige hatte sich Ende Mai bei einer Radtour nahe Chamonix eine Fraktur des rechten Oberschenkelknochens zugezogen. Der Ort in den französischen Alpen liegt in der Nähe von Genf, wo Kerry an den Atomgesprächen teilgenommen hatte. Nach einer kurzen Behandlung in Genf war er nach Boston geflogen worden. Kerry gilt als begeisterter Sportler, immer wieder ist er während seiner Reisen rund um die Welt in Verhandlungspausen auf dem Fahrrad unterwegs. Dafür nimmt er immer sein eigenes Rad mit.
Schleppende Fortschritte
Der Iran und die Gruppe der fünf UN-Vetomächte und Deutschland verhandeln seit Monaten in Wien, Genf und Lausanne über ein endgültiges Abkommen über das iranische Atomprogramm. Gemäß einer Anfang April präsentierten Rahmenvereinbarung will sich Teheran verpflichten, sein Atomprogramm für 10 bis 15 Jahren deutlich einzuschränken und weitreichende Kontrollen zuzulassen. Im Gegenzug sollen die in dem Streit verhängten internationalen Sanktionen schrittweise aufgehoben werden. Die Verhandlungen sollen bis zum 30. Juni abgeschlossen sein.
Am Donnerstag hatte in Wien eine neue Verhandlungsrunde begonnen. Der russische Verhandlungsführer zeigte sich jedoch besorgt über die schleppenden Verhandlungen. In den vergangenen Tagen seien kaum noch Fortschritte erzielt worden, sagte Vize-Außenminister Sergej Riabkow. Zuvor hatte sich bereits der französische Außenminister Laurent Fabius skeptisch über den Stand der Verhandlungen geäußert.
stu/wl (afp, dpa)