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Wahlbeobachtung in Kenia

Mark Caldwell / Adaption: Klaus Jansen4. März 2013

Das Projekt Ushahidi setzt auf die Massen: Jeder Bürger kann dem Online-Portal Unregelmäßigkeiten bei den Wahlen in Kenia melden. Wie das funktioniert, erklärt die Chefin des Projekts im Interview mit der DW.

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Juliana Rotich, Geschäftsführerin von Ushahidi (Foto: Getty)
Juliana RotichBild: Getty Images

Vor fünf Jahren versank Kenia in Gewalt: Nach Verkündung des Wahlergebnisses brachen ethnische Unruhen aus, bei denen mehr als 1000 Menschen getötet wurden. Damals verfolgte das Internet-Projekt Ushahidi, wo genau es zu Gewalttaten kam. Die Betreiber der Plattform erhielten dafür einen Bob-Award, mit dem die Deutsche Welle herausragende Internet-Aktivisten auszeichnet. Jetzt wollen sie dieselbe Software einsetzen, um die Wahlen in Kenia an diesem Montag (04.03.2013) zu überwachen. Juliana Rotich ist die Gründerin und Geschäftsführerin von Ushahidi.

DW: Ihr neues Projekt soll bei der Wahlbeobachtung helfen. Wie funktioniert es?

Juliana Rotich: Wir greifen dabei auf die Technologie zurück, die jeder in seiner Tasche hat. Schon mit einem einfachen Handy kann man mitmachen, dann schickt man eine SMS an "3002". Wer ein Smartphone hat, kann sich unsere App herunterladen, das geht sowohl mit Android- als auch mit Apple-Telefonen. Auch über unsere Ushahidi-Internetseite kann man Berichte an uns schicken. Wir wollen wissen, welche Erfahrungen die Menschen in den Wahllokalen gemacht haben. Haben sie Bestechung beobachtet? Wurden Stimmen gekauft? Ging alles mit rechten Dingen zu?

Wahlplakate in Kenia (Foto: Reuters)
Umfragen prophezeien ein Kopf-an-Kopf-Rennen um das PräsidentenamtBild: Reuters

Wollen sie dadurch Gewalt verhindern oder wollen sie nur beobachten, was auf den Straßen passiert?

Wir arbeiten auch mit Partnern wie zivilgesellschaftlichen Organisationen, Friedens- und Jugendnetzwerken zusammen. Diese Organisationen rufen die Menschen bei den Wahlen dazu auf, friedlich zu bleiben. Unser Anteil bei dieser Zusammenarbeit ist die Technologie. Die Bürger liefern die Informationen über den Wahlablauf. Und Freiwillige helfen dann, die Daten zu sichten, zu kategorisieren und auf die Internetseite zu stellen.

Wie wollen sie sicherstellen, dass die gelieferten Informationen auch stimmen?

Wir untersuchen das zusammen mit einer Beobachtergruppe namens "Constitution and Reform Education Consortium". Diese Organisation ist in jedem Wahlbezirk vor Ort. Wenn wir Beschwerden in einem Bezirk bekommen, können wir die Beobachter kontaktieren und fragen: Seht ihr das auch so? Wir vergleichen auch alle Meldungen, die aus ein und derselben Region kommen. Dadurch können wir schnell sehen, ob sich die Berichte gleichen oder widersprechen. So ergibt sich ein Bild. Jede Nachricht, die sich einem bestimmten Ort zuordnen lässt, wird dann auf einer Landkarte eingetragen.

Sie bekommen also Informationen aus der Öffentlichkeit, die sie dann bearbeiten und weiterleiten. Wer bekommt diese Informationen?

Es gibt verschiedene Empfänger. Als erstes beliefern wir eine Dachorganisation verschiedener Strafverfolgungsbehörden. Diese Gruppe erhält die wichtigsten Informationen, damit sie umgehend handeln kann. Wir arbeiten auch mit einer weiteren Organisation zusammen, die bei Gewalt gegen Frauen und anderer geschlechtsspezifischer Gewalt schnell eingreifen kann.

Aufruf zu friedlichen Wahlen in Kenia (Foto: Reuters)
Viele Kenianer fürchten Gewalt bei den WahlenBild: Reuters

Wie haben Sie sich auf die Wahlen vorbereitet?

Einerseits haben wir mit dem Ushahidi-Team interne Simulationen durchgeführt. Andererseits gab es auch Probeläufe mit unseren Partnern. Diese Trainings liefen bis kurz vor der Wahl. Seit Samstag läuft unser System, in das wir schon erste Daten eingegeben haben. Es wird noch bis zum 7. März freigeschaltet bleiben.

Aus Ihrer Perspektive: Wie ist die Stimmung in Bezug auf die Wahlen in Kenia?

Wir sind alle sehr optimistisch. Es gibt so viele Freiwillige, die bei unserem Projekt und bei unseren Partner-Organisationen mitmachen. Es ist inspirierend zu sehen, dass sich Ehrenamtliche aus allen sozialen Schichten für ein gemeinsames Ziel einsetzen: ein Kanal für alle Bürger zu sein, die dadurch ihre Stimmen und den Wahlprozess absichern können. Die Stimmung hier würde ich 'vorsichtig optimistisch' nennen, aber in jedem Falle optimistisch.