Kein Durchkommen
12. November 2013In der Schalterhalle des Flughafens von Cebu im Osten der Philippinen steht eine kleine Gruppe von Frauen und Männern. Sie drängen sich eng aneinander, einer lehnt an der Schulter des anderen. Sie sind vom Taifun verschont geblieben, trotzdem starren sie müde ins Leere, wirken abgeschlagen und verzweifelt. Die Philippiner sind aus allen Teilen des Landes hierher gekommen, um ihre Familien zu suchen.
Eine von ihnen ist Meredith Dumdum, deren Familie in Tacloban wohnte. Der Stadt, die der Taifun mit voller Wucht traf. "Die ganze Gegend wurde weggespült", sagt Dumdum im Gespräch mit der DW. "Und ich habe überhaupt keine Ahnung, wie es meiner Familie geht." Nur einen einzigen Anruf ihrer Nichte habe sie kurz nach dem Taifun erhalten. Seitdem herrscht Funkstille. "Und ich warte jetzt auf einen weiteren Anruf."
Kein Kontakt zu den Angehörigen
Sie versuche immer wieder, per Telefon ihre Familie zu erreichen. Erfolglos. Meredith Dumdum hofft nun auf Flug 4268 nach Tacloban. Sie hat es geschafft, ein Ticket für eine der Maschinen zu ergattern, mit denen Katastrophenhelfer innerhalb von 40 Minuten Flugzeit auf die Nachbarinsel übersetzen. Doch daraus wird nichts. Über Lautsprecher tönt es durch die Schalterhalle: Wegen schlechten Wetters wird der Flug abgesagt. Dumdum sitzt in ihrem Wartesessel und wendet sich ab. Sie weiß nicht, wie sie ihrer Familie jetzt helfen kann.
Vielleicht sitzen ihre Nichte und ihre Schwester ja ebenfalls am Flughafen, in der schwer ramponierten Schalterhalle des Tacloban Airport, nur 40 Flugminuten von hier entfernt. Dann wären sie zumindest einen Schritt näher dran an Sicherheit, an sauberem Wasser, an etwas Nahrung. Denn all das fehlt immer noch in Tacloban und in vielen weiteren Städten, die der Taifun Haiyan in Fetzen gerissen hat. Viele sind von der Außenwelt abgeschnitten, weil Straßen immer noch von umgestürzten Bäumen versperrt werden oder, vom starken Regen aufgeweicht, gleich ganz mit einem Erdrutsch verschwunden sind.
Hilfe strandet unterwegs
Nur langsam kommt die Hilfsmaschinerie für diese Ortschaften in Gang. Sie läuft vor allem über die Drehscheibe Cebu. Hier kommen zahlreiche Helfer mit Tonnen von Hilfsgütern per Flugzeug an und sollen weiter ins Katastrophengebiet. Einer von ihnen ist der Rumäne Ionut-Lucain Homeag von der humanitären Hilfe der Europäischen Kommission.
33 Tonnen an medizinischem Gerät und Ausrüstung zur Wasseraufbereitung hätten er und seine Kollegen nach Cebu transportiert, erklärt er. "Aber wir haben Schwierigkeiten, diese Sachen ins Katastrophengebiet zu bringen." Dabei sei eine medizinische Versorgungsstelle in Tacloban unbedingt notwendig, und ein System zur Wasseraufbereitung müsse ebenfalls dringend eingerichtet werden. "Aber ich sehe weitere logistische Probleme auf uns zukommen", so Homeag. Grund sind die Folgen der Naturkatastrophe. "Die Aufnahmekapazitäten am Flughafen in Tacloban sind alles andere als ideal."
Rollbahn gestürmt
Denn der Flughafen von Tacloban ist immer noch stark beschädigt, die Straße vom Flughafen in die Stadt selbst ist schwer passierbar. Auch Homeag hätte eigentlich mit Flug 4268 dorthin fliegen sollen. Auf weitere Maschinen hoffen auch die Menschen im Katastrophengebiet. Viele von ihnen wollen schnellstmöglich raus und in Sicherheit. Nach Augenzeugenberichten stürmten am Dienstag (12.11.2013) Hunderte die Rollbahn am Flughafen von Tacloban, um in eines der wenigen Flugzeuge nach Cebu zu steigen. Doch die Hilfsorganisationen können bislang nur wenige Menschen ausfliegen.
Nachdem die Absage von Flug 4268 durch die Lautsprecher am Flughafen von Cebu verklungen ist, setzt sich Katastrophenhelfer Homeag erst einmal auf eine der großen Taschen, mit denen sein Team Medikamente transportiert. Er hofft, dass er am nächsten Tag nach Tacloban aufbrechen kann. Nur wenn er vor Ort sei, könne er sehen, welche Art von Katastrophenhilfe dort am dringendsten gebraucht werde.