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Katar wirft Deutschland Doppelmoral vor

6. November 2022

Katars Führung ist verärgert über Kritik aus der Bundesregierung. Außenminister Al Thani beschwert sich in einem FAZ-Interview darüber, dass beim Fußball andere Kriterien gelten würden als beim Thema Energiepolitik.

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Ein Arbeiter vor einem WM-Werbeplakat in Katars Hauptstadt Doha
Ein Arbeiter vor einem WM-Werbeplakat in Katars Hauptstadt Doha Bild: Jewel Samad/AFP/Getty Images

Zwei Wochen vor Beginn der Fußball-Weltmeisterschaft in Katar hat Außenminister Mohammed bin Abdulrahman Al Thani in der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" (FAZ, Montagsausgabe) von einer "Doppelmoral" in Berlin gesprochen. Auf der einen Seite werde "die deutsche Bevölkerung durch Regierungspolitiker falsch informiert", meinte der Minister. Auf der anderen Seite habe die Bundesregierung kein Problem mit Katar, wenn es um Energiepartnerschaften gehe oder um die Rettung deutscher Staatsbürger aus Afghanistan.

"Wenn wir eine Fußball-Weltmeisterschaft ausrichten, diesen Moment genießen und zusammen mit der deutschen Mannschaft feiern wollen, dann gelten auf einmal andere Maßstäbe", sagte Al Thani. Katar habe konstruktiver Kritik immer offen gegenübergestanden. Aber wenn aus einer Regierung, die "angeblich mit uns zusammenarbeitet" und die über alle Entwicklungen und Reformen Bescheid wisse, Äußerungen kämen, die auf Fehlinformationen beruhten und ein falsches Bild erzeugten, dann "können wir das nicht hinnehmen", führte er aus.

Nancy Faeser wird bei der Ankunft in Doha begrüßt
Bundesinnenministerin Nancy Faeser flog Ende Oktober nach Katar - hier wird sie am Airport in Doha begrüßt Bild: Britta Pedersen/dpa/picture alliance

Der Unmut in Doha hatte sich an Äußerungen von Innenministerin Nancy Faeser (SPD) entzündet. Sie hatte die Vergabe der WM mit Blick auf die Menschenrechtslage in Katar als "total schwierig" bezeichnet. Auch verlangte sie Sicherheitsgarantien für die LGBTIQ-Community, da Homosexualität dort unter Strafe steht. Hierzu sagte Al Thani, es sei immer wieder von höchster Stelle wiederholt worden, "dass jeder willkommen ist und niemand diskriminiert wird". Die Ordnungskräfte hätten die klare Anweisung, nur dann einzuschreiten, "sollte die Sicherheit eines Fans gefährdet werden, weil es zu Gewalt kommt". Es sei bedauerlich, wenn Politiker versuchten, sich nach innen "auf unsere Kosten" zu profilieren und Punkte zu machen, so der Außenminister.

Das Khalifa International Stadion bei Doha
Das Khalifa International Stadion bei Doha - hier bestreitet das deutsche Team am 23. November sein erstes WM-Vorrundenspiel gegen JapanBild: Christian Charisius/picture alliance/dpa

Ab dem 20. November findet in dem Golf-Emirat die Fußball-Weltmeisterschaft statt, die sowohl wegen des Termins Ende des Jahres als auch wegen Menschenrechtsvorwürfen gegen das Land äußerst umstritten ist. Beim Bau der Stadien hat es nach Berichten von Menschenrechtlern zahlreiche Todesfälle unter den Arbeitern gegeben. Kanzler Olaf Scholz sprach bei seinem Besuch in Katar im September von Fortschritten bei der Behandlung der Beschäftigten, auch wenn die Zustände dort nicht den deutschen entsprächen.

se/wa (rtr, faz.net, kna)