Kanutin Müller und Sprinterin Ave holen Gold
4. September 2021Sprinterin Lindy Ave siegte über 400 Meter in der Startklasse T38 in exakt einer Minute und stellte damit einen Weltrekord auf. Für Ave ist es der erste Paralympics-Sieg, über die 100 Meter hatte sie in Japan zuvor bereits Bronze gewonnen. "Ich fühle mich sehr gut. Ich hätte niemals im Leben geglaubt, dass ich das schaffen kann. Jetzt bin ich überglücklich", sagte Ave: "Ich habe noch überlegt, ob ich überhaupt die Sachen für die Medaillenzeremonie mitnehme. Es war ein guter Lauf, besser hätte es nicht laufen können."
Streng sichert sich die Silbermedaille
Felix Streng verpasste derweil seine zweite Goldmedaille. Der Sieger über die 100 Meter musste sich auf der doppelten Distanz in der Startklasse T64 in 21,78 Sekunden dem Costa Ricaner Sherman Isidro Guity Guity geschlagen geben, zum zweiten Triumph fehlten dem Topfavoriten 35 Hundertstel. "Natürlich bin ich enttäuscht. Mir ist es schon vorher in die Adduktoren reingezogen Beim Start habe ich es gleich wieder gespürt", sagte Streng: "Es war komisch. Aber ich will ein guter Verlierer sein. Es waren unglaubliche Spiel für mich. Das hat heute echt weh getan, aber das soll keine Entschuldigung sein." 2016 in Rio hatte er mit der Prothesenstaffel den Titel geholt, über 100 Meter gewann er damals Bronze. Rio-Sieger Daniel Scheil musste sich im Kugelstoßen der Klasse F33 nach 9,86 m mit Rang fünf begnügen, zu Bronze fehlten fast anderthalb Meter.
Para-Kanutin Edina Müller holt Gold
Die 38 Jahre alte Edina Müller setzte sich auf dem Sea Forest Waterway im Finale über 200 Meter in 53,958 Sekunden vor der Ukrainerin Marina Maschula (+0,847 Sekunden) durch und gewann damit nach Silber in Rio ihr zweites Edelmetall in ihrer neuen Sportart. Zuvor hatte die Hamburgerin bereits als Rollstuhlbasketballerin Gold und Silber geholt.
"In dem Moment hat man nur das Gefühl, dass man alles richtig gemacht hat. Es gab in der ganzen Zeit viele Zweifler, viele Leute, die nicht an mich geglaubt haben. Da jetzt zu stehen mit der Goldmedaille ist der Wahnsinn", sagte Müller: "Natürlich fällt eine wahnsinnige Last von einem ab. Es war eins der besten Rennen."
Müller hat als einzige deutsche Athletin Nachwuchs mit in Japan, ihr zweijähriger Sohn Liam muss noch gestillt werden. Deshalb musste die querschnittsgelähmte Kanutin außerhalb des paralympischen Dorfs in einem Hotel wohnen und damit Extra-Anstrengungen auf sich nehmen.
Nachwuchshoffnung Felicia Laberer holte gleich bei ihrem Paralympics-Debüt Bronze. Die 20-Jährige paddelte in der Startklasse KL3 in 51,868 Sekunden auf Rang drei und holte nach EM-Gold ihre zweite internationale Medaille. "Fantastisch, ich bin sprachlos", sagte sie: "Wir sind eh die Partyeinheit. Heute Abend wird es richtig abgehen."
Anja Adler verpasste derweil in der Startklasse KL2 bei ihrer Paralympics-Premiere Edelmetall knapp. Die 32-Jährige kam in 54,155 Sekunden auf Rang vier, zu Bronze fehlten anderthalb Sekunden.
Hiltrop: "Absolute Ehre, die Fahne tragen zu dürfen"
Sportschützin Natascha Hiltrop trägt bei der Abschlussfeier der Paralympischen Spiele in Tokio die deutsche Fahne. Dies gab der Deutsche Behindertensportverband (DBS) bekannt. Die 29-Jährige war eine der erfolgreichsten deutschen Sportlerinnen in Japan. Mit ihrer Goldmedaille mit dem Kleinkaliber beendete sie die 17 Jahre andauernde Durststrecke der deutschen Para-Schützen ohne Titel, dazu gewann sie noch Silber im Dreistellungskampf.
"Es ist eine absolute Ehre für mich, die Fahne ins Stadion tragen zu dürfen", sagte Hiltrop: "Ich hätte niemals damit gerechnet, dass die Wahl auf mich fällt. Daher freut es mich umso mehr." DBS-Präsident Friedhelm Julius Beucher lobte die Schützin als "tolles Vorbild für den deutschen Parasport-Nachwuchs. Mit ihren historischen Erfolgen bei den diesjährigen Paralympics hat sie es sich zudem auch auf sportlichem Wege mehr als verdient", sagte der 75-Jährige. Insgesamt war die inkomplett querschnittsgelähmte Athletin bereits bei drei Paralympischen Spielen am Start, schon in Rio gewann sie mit Silber ihre erste Medaille.
Deutsche Rollstuhl-Basketballerinnen werden Vierte
Deutschland hat in den Mannschafts-Sportarten bei den Paralympics wie auch zuvor bei den Olympischen Spielen keine Medaille gewinnen können. Die Rollstuhl-Basketballerinnen unterlagen im Spiel um den dritten Platz am Samstag den USA mit 51:64 und blieben damit erstmals seit den Spielen in Athen 2004 ohne Edelmetall.
Die deutsche Mannschaft lag von Beginn an in Rückstand. Mit 13:20 ging das erste Viertel an die US-Girls, die diesen Vorsprung nicht mehr hergaben. Im Schlussdurchgang bauten sie ihn sogar noch deutlich aus. Beste Werferin war Fahnenträgerin Mareike Miller, die mit 26 Punkten überzeugen konnte.