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Politik

Kampf um Idlib - 900.000 Menschen fliehen

17. Februar 2020

Im Kampf um die letzte Rebellenhochburg in Syrien gibt Machthaber Baschar al-Assad nicht nach - ungeachtet der Spannungen mit der Türkei. Für die Zivilisten dort bedeutet das unbeschreibliches Leid.

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Syrien l Elternlose, vertriebene Kinder
Ein syrisches Mädchen und weitere Kinder auf der Ladefläche eines LKW - sie werden in ein Lager gebracht Bild: Getty Images/AFP/A. Tammawi

Ungeachtet der angedrohten türkischen Vergeltungsschläge hält Syriens Staatschef Baschar al-Assad an seinem Ziel fest: Er will das ganze Land und damit auch die letzte Rebellenhochburg Idlib wieder unter syrische Kontrolle bekommen. Der Kampf werde "ungeachtet der leeren Worthülsen aus dem Norden" - damit bezieht er sich auf die Äußerungen aus Ankara - weitergehen, sagte Assad in einer Ansprache im syrischen Staatsfernsehen. Dies sei der Auftakt zu "ihrer endgültigen Niederlage", meinte er mit Blick auf die jüngsten Geländegewinne seiner Soldaten gegen die Rebellen in der Provinz Idlib. Die Armee werde ganz Syrien "von Terror und Feinden" befreien.

Babys und kleine Kinder erfrieren

Gleichzeitig wird die humanitäre Not durch die Regierungsoffensive immer größer. Nach UN-Angaben sind mittlerweile 900.000 Menschen vor der Gewalt und den Assad-Truppen auf der Flucht. Die meisten von ihnen sind Frauen und Kinder.

Syrien Winter in Idlib
Eilig errichtete Flüchtlingslager in Idlib - sie sind überfüllt Bild: picture-alliance/AA/M. Abdullah

Die Krise im Nordwesten Syriens habe ein "entsetzliches neues Niveau" erreicht, erklärte UN-Nothilfekoordinator Mark Lowcock. Die Menschen sind nach seinen Worten traumatisiert und schutzlos den eisigen Temperaturen des Winters ausgesetzt. Errichtete Lager sind überfüllt. Babys und kleine Kinder seien infolge der Kälte gestorben, machte er deutlich. Helfer beklagten, es fehle an Unterkünften, Nahrungsmitteln, Heizmaterial und medizinischer Versorgung. Die Gewalt treffe wahllos auch Gesundheitseinrichtungen, Schulen, Wohngebiete und Märkte.

Syrische Truppen hatten im vergangenen Jahr eine Offensive auf die Region begonnen. Unterstützt werden sie von der russischen Luftwaffe und Milizen unter Kontrolle des Irans. Damaskus und Moskau argumentieren, sie bekämpften Terroristen. Dominiert wird das Gebiet von der Al-Kaida-nahen Miliz Haiat Tahrir al-Scham (HTS). Es kämpfen dort aber auch gemäßigtere Regierungsgegner.

Bashar Assad, Ali Larijani
Am Sonntag empfing Machthaber al-Assad (r.) den iranischen Parlamentssprecher Ali Laridschani Bild: picture-alliance/AP Photo

Auch Aleppo wieder fast in syrischer Hand

Die syrische Armeeführung verkündete zum Wochenbeginn weitere Geländegewinne. Sie nahm nach eigenen Angaben Dutzende Orte westlich der Großstadt Aleppo ein und kontrolliert nun wieder den größten Teil der an Idlib angrenzenden Provinz Aleppo. Rettungshelfer berichteten, bei Luftangriffen seien zwei Kliniken getroffen worden und nun außer Betrieb.

Syrien Saraqib Provinz Idlib Zerstörungen nach Luftangriffen
Anwohner begutachten nach einem Luftangriff in der Provinz Idlib das Ausmaß der Schäden (Archiv) Bild: picture-alliance/AP Photo/G. al-Sayed

Die Türkei unterstützt syrische Rebellen und hat selbst Truppen in den Norden Syriens verlegt. Nachdem bei Gefechten auch türkische Soldaten getötet worden waren, drohte der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan mit massiven Angriffen in ganz Syrien. US-Präsident Donald Trump rief Moskau zu mehr Zurückhaltung im Syrienkrieg auf.

Am Dienstag wollen die Vertreter Russlands und der Türkei in Moskau ihre Verhandlungen über eine Feuerpause in Idlib fortsetzen. Am Wochenende konnte bei einem Telefonat zwischen dem russischen Präsidenten Wladimir Putin und seinem türkischen Kollegen Erdogan sowie auch bei einem Treffen der Außenminister beider Länder keine Einigung erreicht werden.

se/haz (rtr, dpa, epd, afp)