Kalifornien verhängt eine Ausgangssperre
20. März 2020Alle Einwohner Kaliforniens müssen ab sofort zu Hause bleiben, um die Corona-Pandemie im bevölkerungsreichsten Bundesstaat der USA zu bekämpfen. Gouverneur Gavin Newsom verkündete die landesweite Anordnung am Donnerstagabend (Ortszeit).
Zuvor hatte der Demokrat in einem Brandbrief an US-Präsident Donald Trump ein drohendes Schreckensszenario gezeichnet: Er rechne mit mehr als 25 Millionen Corona-Infektionen in dem US-Westküstenstaat, falls keine drastischen Maßnahmen gegen die Verbreitung des Erregers Sars-CoV-2 ergriffen würden. Knapp 60 Prozent der Bevölkerung könnten sich in den nächsten acht Wochen mit dem Virus anstecken, schrieb Newsom, in einigen Teilen Kaliforniens würden sich die Fallzahlen alle vier Tage verdoppeln.
Dieses Worst-Case-Szenario könne nur mit einer aggressiven Eindämmung der Virusverbreitung verhindert werden, sagte Regierungssprecher Nathan Click. Der Staat werde alles unternehmen, um diese Herausforderung zu bewältigen.
In seinem Anschreiben an Trump bittet der Gouverneur um die sofortige Entsendung eines Krankenhausschiffs, das im Hafen von Los Angeles anlegen soll. Beim Kongress in Washington hat Newsom zudem Bundeshilfen in Höhe von einer Milliarde Dollar für die medizinische Versorgung und für andere Hilfsmaßnahmen während der COVID-19-Krise beantragt.
Im Raum San Francisco haben viele Bezirke bereits für diese Woche eine Ausgangssperre verhängt. Die meisten Schulen und viele Geschäfte in dem Westküstenstaat sind geschlossen. Der Bürgermeister von Los Angeles rief am Donnerstag alle Einwohner der Millionenmetropole dazu auf, zu Hause zu bleiben, ausgenommen für wichtige Erledigungen.
Im Großraum Los Angeles sollen ab sofort Einkaufszentren, Spielplätze und andere nicht lebensnotwendige Geschäfte geschlossen werden. Bis zum Donnerstag wurden in Kalifornien 958 Infektionsfälle bekannt, 19 Menschen starben.
In der gesamten USA ist die Zahl der Corona-Fälle zuletzt deutlich gestiegen. Inzwischen gibt es fast 10.800 bestätige Infektionen. Mindestens 154 Menschen starben an den Folgen des Virus. Die Behörden rechnen mit einem weiteren steilen Anstieg der Fallzahlen, weil inzwischen deutlich mehr Menschen getestet werden.
rb/pgr (afp, ap, dpa)