Kairo und Rom streiten über Mordermittlung
10. April 2016Nach dem Foltertod eines italienischen Studenten in Kairo sind die Beziehungen zwischen Ägypten und Italien weiter angespannt. Die Staatsanwaltschaft in Kairo lehnt eine Herausgabe von Handydaten aus dem Umfeld des Opfers ab. Eine entsprechende Forderung Italiens verstoße gegen die ägyptische Verfassung und gegen Telekommunikationsgesetze, sagte der stellvertretende Generalstaatsanwalt Mostafa Sulaiman. Die Erfüllung dieser Forderung könnte daher eine Straftat darstellen. Die Regierung in Kairo hatte erklärt, der 28-jährige Giulio Regeni sei einem Gewaltverbrechen zum Opfer gefallen. Italien glaubt jedoch nicht an diese Version, weil Zeugen von einer Festnahme Regenis durch Sicherheitskräfte berichtet hatten.
Laut Sulaiman hatten die italienischen Ermittler vergangene Woche Zugang zu den Verbindungsdaten aller Nutzer aus der Gegend gefordert, wo Regeni wohnte, wo er verschwand und wo seine Leiche gefunden wurde. Dies könnte eine Million Verbindungsdaten bedeuten, sagte der Vize-Staatsanwalt. Außerdem hätten die Ermittler Zugang zu Aufnahmen von Überwachungskameras gefordert.
Forschung zu Gewerkschaften
Der italienische Doktorand, der an der Universität Cambridge zum sensiblen Thema der Gewerkschaftsbewegung in Ägypten forschte, war am 25. Januar in Kairo verschwunden. Das war der fünfte Jahrestag des Aufstands gegen Präsident Husni Mubarak. Zehn Tage später war seine Leiche in einem Graben am Rande einer Straße gefunden worden. Sein Körper wies Zeichen schwerster Misshandlungen auf, darunter ausgerissene Finger- und Fußnägel und abgeschnittene Ohren.
Die Regierung in Rom hatte am Freitag mitgeteilt, dass sie ihren Botschafter aus Kairo abberufen habe. Damit wollte sie gegen den Mangel an Fortschritten bei den Ermittlungen protestieren. Italien fordert mit Nachdruck die Identifizierung und Bestrafung der Verantwortlichen für den Mord.
ago/gri (dpa, afp)