Rom empört sich über "barbarischen Mord"
9. April 2016Italien protestiert damit gegen fehlende Fortschritte der ägyptischen Ermittler im Fall Giulio Regeni, wie Außenminister Paolo Gentiloni mitteilte. "Wir wollen nur eine Sache: Die Wahrheit über das, was mit Giulio passiert ist", erklärte er im Kurznachrichtendienst Twitter.
Der 28-jährige Regeni war am 25. Januar im Zentrum von Kairo verschwunden. Seine entstellte und von Folterspuren gezeichnete Leiche wurde neun Tage später an einer Autobahn am Stadtrand von Kairo gefunden.
Der Italiener, der an der britischen Cambridge-Universität studierte, schrieb an einer Doktorarbeit über unabhängige Gewerkschaften in Ägypten. Im Zuge dessen hatte er auch Kontakt zur Opposition.
Stecken ägyptische Sicherheitskräfte hinter dem Mord?
Italienische Medien und westliche Diplomaten in Kairo schließen nicht aus, dass Teile des ägyptischen Sicherheitsapparats hinter Regenis Ermordung stecken. Kairo bestreitet das. Es gibt allerdings Zeugen, die eine Festnahme des Studenten durch Sicherheitskräfte gesehen haben wollen.
Zuletzt hatten ägyptische und italienische Ermittler in Rom über den Fall beraten. Die ägyptische Delegation präsentierte dabei nach Angaben der Staatsanwaltschaft in Rom ihre bisherigen Ergebnisse wie etwa Telefondaten von Freunden Regenis im Land. Die Italiener hatten darüber hinaus gefordert, Bilder von Überwachungskameras vorzulegen.
Die ägyptischen Behörden gehen angeblich davon aus, dass Regeni Opfer einer Entführerbande wurde, deren Mitglieder im März von der Polizei erschossen wurden. Die italienischen Ermittler bekräftigten dagegen, dass es keinerlei Hinweise auf einen direkten Zusammenhang zwischen der Entführerbande und dem Tod Regenis gebe.
Beziehungen seit Wochen angespannt
Italienische Spitzenpolitiker hatten Kairo mit scharfen Maßnahmen gedroht, sollte der Tod des 28-Jährigen nicht vollständig aufgeklärt werden. Mit Botschafter Maurizio Massari werde nun über das weitere Vorgehen beraten, teilte das italienische Außenministerium mit. Es müsse sichergestellt werden, dass die Wahrheit über den "barbarischen Mord" ans Licht komme.
Regenis Leichnam hatte Zeichen schwerster Misshandlungen aufgewiesen, darunter ausgerissene Finger- und Fußnägel und abgeschnittene Ohren. Aus Ägypten gibt es immer wieder Berichte über Folterungen durch Sicherheitsbehörden.
gri/jj (afp, dpa)