Junta-Führer in Argentinien verurteilt
28. Mai 2016Erstmals hat ein Gerichtsurteil die grenzübergreifende Zusammenarbeit der Diktaturen in Argentinien, Uruguay, Brasilien, Chile, Paraguay und Bolivien als Bildung einer kriminellen Vereinigung eingestuft. Die Koordination der Militärs und Geheimdienste dieser Länder in den 1970er- und 1980er-Jahren wurde von den Verantwortlichen "Operation Condor" genannt. Die Militärdiktaturen tauschten Informationen und Gefangene aus, verschleppten, folterten und ermordeten Oppositionelle.
Ein Berufungsgericht in der argentinischen Hauptstadt Buenos Aires verurteilte nun 15 ehemalige argentinische Militärs zu Haftstrafen. Argentiniens letzter Militärherrscher, der mittlerweile 88-jährige Reynaldo Bignone (1982-83), wurde für schuldig befunden, maßgeblich an der kriminellen Vereinigung teilgenommen zu haben, die für mehr als hundert Morde verantwortlich sei. Bignone wurde zu 20 Jahren Gefängnis verurteilt, er sitzt derzeit schon wegen der Verschleppung von Kindern politischer Häftlinge in Hausarrest.
Die anderen Verurteilten sollen für acht bis 25 Jahre hinter Gitter. Der argentinische General Santiago Riveros und der uruguayische Oberst Cordero Piacentini wurden zu 25 Jahren Gefängnis verurteilt. Piacentini wurde als Schuldiger für elf Verschleppungen ausgemacht, darunter die der damals schwangeren Schwiegertochter des argentinischen Dichters Juan Gelman. Die in Gefangenschaft geborene Tochter der später ermordeten Frau wurde illegal einer uruguayischen Familie zur Adoption gegeben. Sie fand erst im Alter von 23 Jahren ihre wahre Identität heraus.
Unter den Angeklagten in dem vor über drei Jahren aufgenommenen Prozess war ursprünglich auch der ehemalige argentinische Diktator Jorge Videla (1976-1981) gewesen. Er starb aber 2013.
Die Opfer der Verurteilten waren Uruguayer, Chilenen, Paraguayer, Bolivianer und Argentinier. Teilweise wurden die im Rahmen der "Operation Condor" Verschleppten illegal vom Land der Festnahme in ihr Herkunftsland gebracht.
stu/cr (afp,dpa)