IWF-Chefin Lagarde muss vor Gericht
17. Dezember 2015Wegen einer umstrittenen Millionenzahlung zu ihrer Zeit als französische Wirtschaftsministerin muss die Chefin des Internationalen Währungsfonds (IWF), Christine Lagarde, vor Gericht. Der Gerichtshof der Republik, der für Verfehlungen von Ministern im Amt zuständig ist, habe dies angeordnet, sagte Lagardes Anwalt. Die 59-Jährige muss sich wegen Fahrlässigkeit verantworten.
Die Entscheidung kommt überraschend, denn die Staatsanwaltschaft hatte zuvor die Einstellung des Verfahrens beantragt. Die Ermittlungskammer des Gerichtshofs der Republik folgte diesem Antrag aber nicht und ordnete einen Prozess gegen Lagarde an.
Lagarde wolle die Entscheidung anfechten, berichtete AFP unter Berufung auf eine Erklärung. Sie bezeichnete das Verfahren und die Vorwürfe stets als "völlig unbegründet". Auch die Leitungsgremien des IWF hatten sich immer wieder hinter sie gestellt.
Ermittler hatten Lagarde verdächtigt, sie könne in ihrer Zeit als Wirtschaftsministerin in Paris (2007-2011) regelwidrig eine Entschädigungszahlung von rund 400 Millionen Euro an Bernard Tapie ermöglicht haben. Diese war dem Unternehmer und Unterstützer des früheren Präsidenten Nicolas Sarkozy als Schadenersatz zuerkannt worden. Damit sollten Verluste ausgeglichen werden, die Tapie 1992 beim Verkauf von Adidas-Anteilen entstanden sein sollen.
Nach Tapies Ansicht wurde er von dem heute nicht mehr bestehenden staatlichen Institut Credit Lyonnais dazu gebracht, die Anteile deutlich unter Wert zu verkaufen. Anfang Dezember diesen Jahres wurde Tapie schließlich zur Rückzahlung der Summe verurteilt.
stu/wl (afp, dpa, rtr)