Israels Botschafter nimmt Heusgen in Schutz
15. Dezember 2019In der vom Simon-Wiesenthal-Zentrum erstellten Liste rangiert der deutsche Botschafter bei den Vereinten Nationen, Christoph Heusgen, auf Platz sieben. Das Ranking bezieht sich auf die zehn gravierendsten antisemitischen Verhaltensweisen im Jahr 2019. Die Nennung Heusgens wird damit begründet, dass der deutsche Vertreter in New York in diesem Jahr für neun anti-israelische Vorlagen gestimmt habe. Zudem kritisierte das Zentrum, Heusgen habe die Raketenangriffe der radikalen Palästinensergruppe Hamas mit der Praxis der israelischen Arme gleichgesetzt, die Häuser palästinensischer "Terroristen" abzureißen.
Bereits am Freitag hatte die Bundesregierung Heusgen gegen den Vorwurf des Antisemitismus in Schutz genommen. Ein Sprecher des Auswärtigen Amts bezeichnete es als "abwegig" , Heusgen mit Antisemitismus in Verbindung zu bringen. Wenn der Diplomat bei den Vereinten Nationen an Abstimmungen zu Resolutionen mit Israel-Bezug teilnehme, tue er dies ausdrücklich "auf Weisung der Bundesregierung". Zur Position Berlins gehöre der Einsatz für eine verhandelte Zwei-Staaten-Lösung mit einem eigenen palästinensischen Staat. Zudem setze sich Deutschland bei der UN "schon lange ausdrücklich und auf vielfache Weise gegen eine unfaire Behandlung Israels ein", sagte der Sprecher.
Rückendeckung für seine Arbeit erhält Heusgen nun auch vom israelischen Botschafter in Deutschland. "Wir mögen manchmal Differenzen in politischen Fragen haben. Aber das heißt nicht, dass jemand antisemitisch ist, wenn er nicht mit uns einer Meinung ist," sagte Jeremy Issacharoff der Deutschen Presse-Agentur. "Ich glaube, man sollte sehr vorsichtig damit sein, Menschen bestimmte Etiketten aufzudrücken, vor allem, wenn es um den Vorwurf des Antisemitismus geht."
Heusgen ist einer der erfahrensten und angesehensten Diplomaten Deutschlands und hat die Außenpolitik des Landes zwölf Jahre lang als außenpolitischer Berater von Bundeskanzlerin Angela Merkel mitgeprägt. Issacharoff sagte, dass er Heusgen aus dieser Zeit persönlich kenne und mit ihm an Themen gearbeitet habe, die entscheidend für die Sicherheit Israels seien. Politische Differenzen zwischen Deutschland und Israel dürften nicht auf der persönlichen Ebene ausgetragen werden, so Issacharoff weiter. Solche "wirklich völlig unangebrachten" Vorwürfe würden die Diskussion nur erschweren.
Das Simon-Wiesenthal-Zentrum mit Hauptsitz in Los Angeles veröffentlicht seit 2010 ein Ranking der zehn gravierendsten Fälle antisemitischen Verhaltens. Nach Angaben des Zentrums soll diese Liste ein Weckruf an die Politik sein und zu Diskussionen anregen.
djo/sti (afp, dpa)