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KonflikteIsrael

Israels Armee greift Ziele im Westjordanland an

3. Juli 2023

Bei der militärischen Operation wurden mehrere Palästinenser getötet. Israels Armee sprach von einem Einsatz gegen, wie es heißt, "terroristische Infrastruktur militanter Palästinenser" in der Region Dschenin.

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Israeli forces strike West Bank city
Rauch über Dschenin nach israelischen LuftschlägenBild: Mohamad Torokman/REUTERS

Israelische Angriffe auf Flüchtlingslager Dschenin

Mehrere gezielte Luftangriffe hätten unter anderem ein Waffenlager, einen "Versammlungsort für Terroristen" und ein auch als Beobachtungsposten genutztes Kommando- und Kommunikationszentrum militanter Palästinenser getroffen, teilten die israelischen Streitkräfte mit.

Der Militäreinsatz, der sich nach israelischen Angaben gegen "terroristische Infrastruktur" im Westjordanland richtete, dauerte im Tagesverlauf noch an. Israelische Medien sprechen von einer großangelegten Offensive mit dem Namen "Heim und Garten".

Laut palästinensischen Quellen sollen israelische Soldaten sich in Dschenin Gefechte mit Palästinensern geliefert haben. Israels Armee war demnach nach den Luftangriffen mit Bodentruppen und rund 100 Militärfahrzeugen in die Stadt eingerückt. Nach Angaben des palästinensischen Gesundheitsministeriums wurden mindestens acht Menschen getötet und zahlreiche weitere verletzt.

Dschenin - seit Monaten im Fokus der israelischen Armee

In der Region um Dschenin und dem dazugehörenden Flüchtlingslager mit rund 17.000 Einwohnern kommt es immer wieder zu Konfrontationen mit dem israelischen Militär. In den vergangenen Monaten hatten Israels Streitkräfte wiederholt Razzien in Dschenin durchgeführt.

Der israelische Verteidigungsminister Joav Galant teilte mit, die Armee werde in Dschenin weiter "proaktiv und entschlossen vorgehen". Israels Verteidigungsapparat sei auf jedes Szenario vorbereitet.

Laut dem internationalen Armeesprecher Richard Hecht konzentrieren sich die israelischen Streitkräfte auf das Flüchtlingslager in Dschenin. Dort seien in der Nacht "mindestens sieben Terroristen neutralisiert" worden. Unklar war, ob die Zielpersonen getötet wurden.

Die Sicherheitslage in Israel und in dem von Israel besetzten Westjordanland ist seit langem angespannt und hatte sich zuletzt nochmals verschärft. Unter anderem aus der israelischen Regierung wurden zuletzt Rufe nach einer großangelegten Militäroffensive laut.

Nach einem tödlichen Anschlag zweier Palästinenser auf vier Israelis im Westjordanland vor knapp zwei Wochen kam es dort immer wieder zu massiver Gewalt zwischen israelischen Siedlern und Palästinensern.

Israeli forces strike West Bank city
Brennende Barrikaden in der Nacht in DscheninBild: Raneen Sawafta/REUTERS

Der Sprecher des palästinensischen Präsidenten Mahmud Abbas, Nabil Abu Rudeineh, verurteilte den israelischen Einsatz und sprach von einem "neuen Kriegsverbrechen". Er rief die internationale Gemeinschaft auf, "ihr beschämendes Schweigen zu brechen und ernsthafte Maßnahmen zu ergreifen". Abbas setzte den Kontakt und die Sicherheitskoordination mit Israel aus. 

Die im Gazastreifen regierende militant-islamistische Hamas, die unter anderem von der Europäischen Union als terroristische Vereinigung eingestuft wird, rief zur Mobilisierung der Palästinenser im Westjordanland auf. Die Hamas sicherte ihren Kämpfern in Dschenin Unterstützung zu.

Israel hatte das Westjordanland und Ost-Jerusalem während des Sechstagekriegs 1967 erobert. In der Region leben heute mehr als 600.000 israelische Siedler und laut Schätzungen über drei Millionen Palästinenser unter israelischer Besatzung.

Die Siedlungspolitik Israels ist sehr umstritten. Die Siedlungen dort werden von den Vereinten Nationen als völkerrechtswidrig eingestuft. Die Palästinenser beanspruchen die Gebiete für einen künftigen unabhängigen Staat Palästina mit dem arabisch geprägten Ostteil Jerusalems als Hauptstadt.

qu/AR/apo (dpa, rtr, afp)