Israelische Marine entert Gaza-Schiff
29. Juni 2015Die israelische Armee hat ein Schiff der neuen propalästinensischen Hilfsflotte für den Gazastreifen abgefangen. Israelische Marinesoldaten seien in internationalen Gewässern und ohne Anwendung von Gewalt an Bord gegangen, teilte die israelische Armee mit. Der Trawler werde jetzt in die israelische Hafenstadt Aschdod eskortiert, wo er in spätestens 24 Stunden eintreffen soll. Die Aktivisten, die Hilfsgüter nach Gaza bringen wollten, wurden festgenommen.
"Gemäß internationalem Recht hat die israelische Marine das Schiff mehrfach aufgefordert, seinen Kurs zu ändern", heißt es in einer Armeemitteilung. Doch die Besatzung sei dazu nicht bereit gewesen. Deshalb hätten Marinesoldaten das Fischerboot geentert, um es von einer Verletzung der israelischen Seeblockade des Gazastreifens abzuhalten. Wie eine Armeesprecherin bestätigte, handelt es sich bei dem abgefangenen Schiff um die "Marianne von Göteborg".
Freiheitsflotte III
Der schwedische Trawler ist Teil der sogenannten Freiheitsflotte III - ein Konvoi mehrerer Schiffe mit propalästinensischen Aktivisten an Bord. Diese erklärten, Ziel der Flotte sei es, "auf die Verletzung der Rechte von 1,8 Millionen Palästinensern im größten Freiluftgefängnis der Welt aufmerksam zu machen". Bereits am Freitag hatten griechische Behörden zwei weitere Schiffe im Gefolge der "Marianne von Göteborg" gezwungen umzukehren. Die Flotte war von Kreta aus gestartet.
Nach Angaben der Plattform französischer Nichtregierungsorganisationen für Palästina sollen auf den Schiffen insgesamt 70 Aktivisten sein. Zu ihnen zählen der arabisch-israelische Parlamentsabgeordnete Basel Ghattas, der ehemalige tunesische Präsident Moncef Marzouki und mindestens ein europäischer Abgeordneter.
Netanjahu: "Hilft nur der Hamas"
Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu gratulierte der israelischen Marine zu dem Einsatz. Die Flotte sei "nichts als eine Demonstration von Scheinheiligkeit und Lügen", die letztlich nur der Hamas helfe, erklärte Netanjahu.
Der von der radikalislamischen Hamas kontrollierte Gazastreifen wird nach Entführungen israelischer Soldaten und Raketenangriffen auf Israel seit über acht Jahren von Israel und zuletzt auch Ägypten streng abgeriegelt. Schiffe dürfen die Küstengewässer weder ansteuern noch verlassen.
Belastete Beziehungen
Propalästinensische Aktivisten haben bereits mehrfach vergeblich versucht, die Seeblockade zu durchbrechen. Im Mai 2010 enterte ein israelisches Marinekommando das größte Boot einer aus sechs Schiffen bestehenden Hilfsflotte, die türkische "Mavi Marmara", und tötete zehn türkische Aktivisten. Die Beziehungen zwischen Israel und der Türkei sind seither stark belastet.
jj/mak (dpa, afp)