Immer weniger Strom im Gazastreifen
19. Juni 2017Die staatliche israelische Energiegesellschaft erklärte, die Stromversorgung "entsprechend einer Regierungsanordnung" zurückgefahren zu haben. In der vergangenen Woche hatte die israelische Regierung die Einschränkungen für den Gazastreifen beschlossen.
Hintergrund ist ein Streit zwischen der Palästinensischen Autonomiebehörde, die im Westjordanland ansässig ist, und der im Gazastreifen herrschenden radikalislamischen Hamas. Die Autonomiebehörde in Ramallah hatte bislang einen Teil der Kosten für den von Israel gelieferten Strom in dem verarmten, abgeriegelten Küstenstreifen übernommen. Zuletzt hieß es aber, man werde diese Kosten nicht mehr tragen. Israel erklärte, ebenfalls nicht dafür aufkommen zu wollen.
Dabei ist die Energieversorgung im Gazastreifen mit seinen rund zwei Millionen Einwohnern bereits äußerst kritisch. Die Haushalte verfügen bestenfalls an drei bis vier Stunden am Tag über Strom. Mit der nun angekündigten weiteren Einschränkung wird es nur zwei Stunden Strom pro Tag geben. Viele Unternehmen und bessergestellte Menschen haben allerdings eigene Generatoren.
Angesichts der weiteren Verknappung befürchten viele Beobachter, dass es zu neuen Spannungen kommt. Die Hamas hatte vergangene Woche erklärt, Israel und Palästinenserpräsident Mahmud Abbas von der im Westjordanland regierenden Fatah seien gleichermaßen für die "katastrophalen Konsequenzen" der Stromverknappung verantwortlich.
Zwar sprach die Hamas nicht von Krieg, nannte die Maßnahme aber "gefährlich". Die Organisation, deren erklärtes Ziel die Zerstörung Israels und die Errichtung eines islamischen Staates ist, hatte 2007 die Macht im Gazastreifen übernommen. Sie wird von Israel, der EU und den USA als Terrororganisation eingestuft.
uh/ww (rtr, afp)