Hamas vollstreckt Todesurteile
25. Mai 2017Das bestätigte ein Sprecher der Hamas. Ein Gericht in Gaza hatte die Todesstrafe am Sonntag verkündet. Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International hatte die Hamas dazu aufgerufen, das Urteil nicht zu vollstrecken. Es sei von einem Gericht ausgesprochen worden, "das internationale Standards eines fairen Prozesses völlig missachtet".
Theoretisch muss jedes einzelne Todesurteil von Palästinenserpräsident Mahmud Abbas bestätigt werden, dessen Fatah das Westjordanland regiert. Aber die seit 2007 im Gazastreifen herrschende Hamas erkennt dessen Legitimität nicht an.
Palästinensische Menschenrechtler sind empört
Das Palästinensische Zentrum für Menschenrechte (PCHR) kritisiert die "exzessive" Verhängung der Todesstrafe im Gazastreifen. Seit Jahresbeginn wurden dort bereits rund ein Dutzend Menschen zum Tode verurteilt.
Hintergrund der erneuten Exekutionen ist die Tötung des Palästinenserführers Masen Fukaha. Er war Ende März vor seinem Haus in Gaza erschossen worden.
Die radikal-islamische Hamas warf Israel daraufhin vor, den Mord in Auftrag gegeben zu haben und drohte mit Rache. Fukaha war ein ranghohes Mitglied des militärischen Hamas-Arms und galt als Vertrauter des früheren Hamas-Chefs Jihia al-Sinwar. Sie waren zeitweise beide in Israel im Gefängnis und hatten sich eine Zelle geteilt. Israel hatte Fukaha zu neun Mal lebenslänglicher Haft verurteilt.
Freigekommen im Austausch
Er soll mehrere Selbstmordattentate befohlen. Im Austausch gegen einen einzigen israelischen Soldaten kam Fukaha dann aber 2011 zusammen mit mehr als tausend anderen palästinensischen Gefangenen frei.
Nach Angaben der radikalen Palästinenser-Organisation soll es sich bei einem der Hingerichteten um einen ehemaligen Hamas-Kämpfer handeln, ein zweiter soll früher als Sicherheitsoffizier gearbeitet haben, ein Dritter war Zivilist. Der frühere Hamas-Kämpfer gab nach Darstellung der Hamas-Führung die tödlichen Schüsse auf Kopf und Oberkörper Fukahas ab, die beiden anderen agierten als Helfershelfer.
Die Hamas ist nach der Fatah von Palästinenserpräsident Mahmud Abbas die zweitgrößte Palästinenserorganisation. Sie wird von den USA, der EU und Israel als Terrororganisation eingestuft.
Erst vor wenigen Tagen war die Hamas von ihrem harten Kurs gegenüber Israel abgerückt. In einem Dokument zur politischen Ausrichtung wurde der Aufruf zur Zerstörung des jüdischen Staates fallengelassen. Allerdings weigert sich die Hamas weiter, das Existenzrecht Israels anzuerkennen. Zum neuen Chef wurde Anfang Mai Ismail Hanijeh gewählt.
haz/qu (ap, dpa)