Israel kann Vergeltungsangriff der Hisbollah standhalten
25. August 2024Die libanesische Hisbollah-Miliz hat nach eigenen Angaben mit ihrem lange angekündigten Vergeltungsangriff auf Israel begonnen. 320 Raketen seien am frühen Morgen auf Israel abgefeuert worden, erklärte die vom Iran unterstützte schiitische Miliz.
Nach israelischen Medienberichten wurden 200 Raketen und rund 20 Drohnen vom Libanon aus auf Israel abgefeuert. Die Raketenabwehr des Landes habe Dutzende Geschosse abgefangen. Gleichwohl wurden bei dem Hisbollah-Angriff drei Wohnhäuser getroffen, davon eines in der Küstenstadt Akko.
Die israelische Nachrichtenseite "Ynet" berichtete unter Berufung auf eine nicht namentlich genannte Quelle, die Hisbollah habe einen Angriff auf eine "strategische Einrichtung im Bereich von Tel Aviv" geplant, einschließlich eines möglichen Angriffs auf den Flughafen Ben Gurion. Wegen der Bedrohungslage stellte der Airport kurzzeitig den Betrieb ein.
100 israelische Kampfjets im Einsatz
Israels Armee teilte ihrerseits mit, in einem "Akt der Selbstverteidigung" zahlreiche Ziele im Süden des Libanons attackiert zu haben. Rund 100 Kampfflugzeuge hätten Ziele der Hisbollah angegriffen.
Militärsprecher Daniel Hagari konkretisierte, es seien Tausende von Abschussvorrichtungen der Hisbollah zerstört worden. Die meisten davon seien auf den Norden Israels gerichtet gewesen, ein Teil aber auch auf das Zentrum, so Hagari in einem X-Post.
Nach libanesischen Angaben flogen Israels Kampfflugzeuge unter anderem nahe der Küstenstadt Tyros im Süden Libanons und griffen mehrere Dörfer an. Insgesamt seien mindestens 40 Ziele attackiert worden. Kampfflugzeuge hätten unter anderem Strom- und Wasseranlagen getroffen, berichteten die staatliche libanesische Nachrichtenagentur NNA und Sicherheitskreise. Bei den Attacken wurden laut der libanesischen Zeitung "Naharnet" mindestens sechs Kämpfer der Hisbollah sowie ein erwachsener Zivilist und ein Kind getötet.
Israel verhängte zudem einen landesweiten Ausnahmezustand. Er gelte seit 6.00 Uhr Ortszeit (05.00 Uhr MESZ) für die nächsten 48 Stunden, sagte Verteidigungsminister Joav Galant. Der Rettungsdienst rief die höchste Bereitschaftsstufe aus.
"Unser Militäreinsatz für heute ist abgeschlossen"
Die Hisbollah erklärte inzwischen die Attacken für beendet. "Unser Militäreinsatz für heute ist abgeschlossen", so die Miliz. Sie deutete jedoch an, dass sie ihren Vergeltungsangriff zu einem späteren Zeitpunkt fortsetzen werde: "Bis zum Ende dieser Militäreinsätze wird einige Zeit vergehen." Die Angaben der Konfliktparteien können unabhängig bisher nicht überprüft werden.
Die Gefahr eines Flächenbrandes in der Region droht, seitdem Ende Juli zwei führende Köpfe der islamistischen Palästinenserorganisation Hamas und der Hisbollah bei Angriffen getötet wurden. Der Auslandschef der Hamas, Ismail Hanija, kam bei einer Explosion in einem Gästehaus der iranischen Regierung in der Hauptstadt Teheran ums Leben. Fuad Schukr, eine Art Militärchef der Hisbollah, wurde bei einem Luftangriff in der libanesischen Hauptstadt Beirut getötet. Seine gezielte Tötung reklamierte Israel für sich.
Hamas und Hisbollah werden von den USA und der EU als Terrororganisationen eingestuft.
Fortsetzung der Vermittlungsgespräche in Kairo
Die im Israel-Hamas-Krieg vermittelnden USA, Ägypten und Katar hoffen, dass durch eine Einigung bei den Verhandlungen über eine Waffenruhe im Gazastreifen und eine Freilassung der Geiseln auch eine weitere Eskalation des Konflikts mit der Hisbollah und dem Iran und damit ein Flächenbrand in Nahost verhindert werden kann.
Die Gespräche darüber sollen an diesem Sonntag in der ägyptischen Hauptstadt Kairo fortgesetzt werden. Eine israelische Verhandlungsdelegation unter Leitung des Chefs des Auslandsgeheimdienstes Mossad, David Barnea, wird nach Angaben der israelischen Zeitung "Haaretz" erneut nach Kairo reisen, um die Verhandlungen fortzusetzen.
An dem Spitzentreffen nehmen demnach auch CIA-Chef William Burns, der katarische Ministerpräsident Mohammed bin Abdulrahman Al Thani sowie der ägyptische Geheimdienstchef Abbas Kamel teil. Auch Vertreter der Hamas sind vor Ort, wollen aber nicht direkt an den Gesprächen teilnehmen.
sti/fab/AR (afp, dpa, rtr, kna)