IS tötet erneut westliche Geisel
4. Oktober 2014Alan Henning (Foto) war seit Dezember 2013 in der Gefangenschaft der Islamisten. Der ehemalige Taxifahrer aus Salford bei Manchester hatte sich der Hilfsorganisation Aid4Syria angeschlossen, weil er Bekannten zufolge vom Leid der Zivilbevölkerung im Bürgerkrieg tief berührt war. Seine zwei Kinder und die Ehefrau ließ er in England zurück. Als Henning mit einem inoffiziellen Hilfskonvoi auf dem Weg zu einem Flüchtlingslager war, geriet er in die Hände der IS-Kämpfer.
Seit gestern ist nun klar, dass der 47-Jährige nicht mehr am Leben ist. Die IS veröffentlichte am Freitag ein Video mit dem Titel "Eine neue Botschaft an Amerika und seine Verbündeten". Es ist in demselben Stil wie die bisherigen Enthauptsvideos gehalten. und beginnt mit einem Bericht über die Sitzung des britischen Parlaments vor einigen Tagen, in der die Beteiligung an Luftangriffen gegen den IS im Irak beschlossen wurde.
Video zeigt eine weitere Geisel
Im Anschluss ist Henning kniend in einem orangefarbenen Häftlingsanzug zu sehen. Neben ihm ein maskierter Mann mit einem Kampfmesser in der Hand. Henning sagt in die Kamera, dass er als britischer Staatsbürger für die Entscheidung seines Parlaments büßen müsse. Der Maskierte, der mit demselben britischen Akzent spricht wie in dem Enthauptungsvideo des Briten David Haines, wendet sich anschließend direkt an den britischen Premierminister David Cameron: "Das Blut von David Haines klebte an an deinen Händen, Cameron", sagt er. "Alan Henning wird auch geschlachtet, aber sein Blut klebt an den Händen des britischen Parlaments." Anschließend tötet der Maskierte Henning.
In dem Video wird später noch eine weitere Geisel, der 24-jährige US-Bürger Peter Kassig, gezeigt. Der Maskierte stößt Drohungen gegen den amerikanischen Präsidenten Barack Obama aus, die Geisel bleibt aber offenbar unversehrt. Kassig war ebenfalls als freiwilliger Helfer in Syrien, als er im Oktober von Mitgliedern des IS verschleppt wurde.
Cameron will Täter zur Rechenschaft ziehen
Sowohl in Großbritannien als auch in den USA löste die Ermordung Hennings großes Entsetzen aus. RegierungschefDavid Cameron erklärte, die Ermordung Hennings zeige, "wie grausam und abscheulich" die Terroristen seien. Er kündigte an, Großbritannien werde alles tun, um die Mörder zur Rechenschaft zu ziehen. "Meine Gedanken sind in dieser Nacht bei Alans Frau Barbara, ihren Kindern und allen, die ihn geliebt haben", ergänzte Cameron. Auch US-Präsident Obama verurteilte die Tat. Die Mitglieder des UN-Sicherheitsrates sprachen von einem "feigen Mord" an Henning.
Die Tötung von David Henning ist bereits die vierte vor laufender Kamera. Am 19. August stellte der IS ein Video ins Netz, das die Ermordung des US-Journalisten James Foley zeigte. Am 2. September folgte ein Video mit der Ermordung des vor einem Jahr in Nordsyrien verschleppten US-Reporters Steven Sotloff. Mitte September gaben die Terroristen schließlich die Enthauptung des Briten David Haines bekannt.
djo/ml (apf, dpa)