IS tötet Zivilisten beim Abzug aus Mossul
21. Dezember 2016Der letzte Teil der Schlacht um Mossul würde der schwerste sein: Das war der Anti-IS-Koalition und den irakischen Kommandeuren von Anfang an klar. Die Dschihadisten des so genannten "Islamischen Staats" (IS) müssen mitten in einer Großstadt bekämpft werden, einige Tausend Legionäre inmitten Hunderttausender Zivilisten. Gerade bei ihrem Rückzug zeigen sich die Terrormilizen offenbar erneut von ihrer brutalsten Seite: Laut Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW) töten IS-Kämpfer gezielt unbeteiligte Bewohner, weil sich diese nicht mit ihnen vor der vorrückenden irakischen Armee zurückziehen wollten.
Dschihadisten noch nicht geschlagen
Mossul, die letzte Hochburg des IS im Irak, ist seit Oktober Schauplatz einer groß angelegten Offensive. Vom Osten her drangen irakische Spezialeinheiten schnell in die Stadt ein und befreiten viele Menschen aus dem Terror-Kalifat. Zuletzt stockte der Vormarsch allerdings.
Die Beobachter von HRW beklagen, dass immer mehr Zivilisten ins Kreuzfeuer geraten seien. Allein zwischen Mitte November und Anfang Dezember habe man mindestens 19 Todesopfer und "Dutzende" Verwundete registriert. Die in New York ansässige Organisation listet dabei wahllose Angriffe auf Zivilisten mit Mörsern, Sprengsätzen und auch direkte Schüsse auf Unbeteiligte auf. Die Organisation sprach laut eigenen Angaben mit 50 ehemaligen Bewohnern der Stadt, die aus Mossul geflohen sind. Zitiert werden auch IS-Söldner und Erklärungen über die Lautsprecher der Moscheen, die zurückbleibende Bewohner als "Ungläubige" verunglimpfen, die man völlig zu Recht verfolge.
Beide Seiten am Pranger
Fünf Interviewte hätten auch von Luftangriffen auf die Extremisten berichtet, bei denen Zivilisten getötet wurden, berichtet HRW. Bombardements in Mossul werden entweder von den irakischen Streitkräften oder von einer US-geführten internationalen Militärkoalition durchgeführt. Die Menschenrechtler mahnten beide Seiten des Krieges, dass der Beschuss von Zivilisten oder deren Missbrauch als Schutzschilde als "Kriegsverbrechen" zu verurteilen seien.
Human Rights Watch hatte jüngst auch regierungsnahen irakischen Milizionären schwere Vorwürfe gemacht. Ende November seien in Schajalat al-Imam südlich von Mossul mutmaßliche IS-Extremisten ohne Gerichtsverfahren exekutiert worden. Irakische Sicherheitskräfte seien bei den Hinrichtungen durch Mitglieder einer Stammesgruppe anwesend gewesen, hätten aber nicht eingegriffen.
SC/rb (APE, afp, dpa)